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Grunde liegende Idee in uns wach ruft oder uns an dieselbe erinnert, dasjenige also in welchem wir die Idee unmittelbar anschauen.

Die Natur zeigt die weltordnende göttliche Weisheit in den typischen Formen des individuellen Lebens, welche wir Gattungen nennen. Die Materie geht in sie ein und wird dadurch etwas, stellt dadurch einen Gedanken dar. In dem immerwährenden Fluffe des Lebens der Außenwelt, wo Geburt und Grab ein ewiges Meer sind, Aufgang und Untergang raftlos ineinander greifen und alles in beständigem Wechsel kreist, da gewahren wir dennoch ein Bleibendes, es sind die Gattungsformen, die sich erhalten wie auch die unter oder in ihnen begriffenen Individuen sich verwandeln und absterben, die sich mächtig erweisen über die Individuen, indem sie dieselben zu ihrem Dienste zwingen, selbst mit Opferung des eigenen Lebens ein der Art nach Gleiches zu erzeugen, in welchem auf eine neue Weise der alte und allgemeine Typus sich realisirt. Wir können mit Platon den Gattungsbegriff als das Bleibende und darum wahrhaft Seiende in der wandelbaren Erscheinungswelt bezeichnen, die durch ihren Untergang ja beweist daß sie nicht das Ewige ist; wir können noch mit ihm sagen, daß die Materie Theil hat an den Ideen und dadurch bestimmt wird, daß die einzelnen Wesen die Abbilder des Urbildes find. Aber Platon sezt die Urbilder als in sich fertige vollendete Wesenheiten, die der Realisirung durch das individuelle Leben nicht bedürfen, die der Thätigkeit ermangeln, die durch) die Verflechtung in die Materie nur getrübt werden; die Dinge zeigen nur den vielfältig gebrochenen und verkümmerten Strahl des reinen Lichtes, das mit dem Geist jenseit der Sinnenwelt erfaßt wird. So fehlt der Welt des Werdens das rechte Wesen und der Wahrheitsgehalt, so fehlt der Welt des Wesens das rechte Leben der Selbstentwickelung. Ein Leben, das nicht Entwicklung und Verwirklichung des Wesens, nicht zeitliche Entfaltung und Ausgestaltung des Ewigen ist, ein Fluß des Werdens ohne ein Dauerndes im Wechsel und ohne ein Ziel des Weges wäre nur ein Traumbild, umgekehrt eine Wesenreihe ohne in fich selbst quellendes Leben, ohne sich selbst und anderes nach sich gestaltende Thätigkeit wäre nur ein Schattenreich, machtlos, abgeschieden von der Welt und in fich todt. Nur das ist echtes Wesen was sich lebendig erweist, nur das ist wahres Leben das eine ideale Wesenheit verwirklicht.

Weil Platon dies verkannte, blieb seine Philosophie über das Schöne mangelhaft, so schön er selber sie darzustellen wußte; ähn= lich wie er, der dichterische Geist, der Homer der Philosophen, doch die Dichter aus seinem Staat verbannte. Er sezt das Schöne einseitig in die Idee als solche, in den Himmel der Ideen; die schönen Gegenstände auf Erden, Werke der Natur wie der Kunst, zeigen ihm nur einen Abglanz von der ewigen und wahren Schönheit, erinnern die Seele nur an sie, daß sie in begeistertem Liebesaufschwung sich in das Uebersinnliche erhebe. In dies seßt er die Schönheit, die doch stets des sinnlichen Elementes bedarf und dadurch vom Wahren und Guten sich unterscheidet, daß es bei ihr auf die Erscheinung ankommt. Das Sinnliche ist dem Denker nur das Vergängliche, nur die Trübung, nicht eine Offenbarung oder Daseinsweise der Idee. Darum wird von ihm alles Gute, alles Wahre schön genannt, und alle Gerechten, wenn sie auch noch so häßlich von Gestalt sein sollten, heißen ihm schön. Wenn er dann die Idee der Schönheit auch einmal als das Glänzende oder Liebreizende bezeichnet, so bezieht er das doch auf das rein Geistige. So verkennt Platon die Bedeutung des Sinnlichen für das Schöne, die Idee als Gedanke ist ihm an sich schön, während das Gefühl des Schönen erst dort uns aufgeht, wo Idee und Erscheinung harmonisch zusammenklingen, das Irdische krystallflar vom Himmlischen durchleuchtet wird, und beides nun vereint mittels der Sinne von uns aufgenommen und empfunden wird. Platon vergißt, daß das Schöne nur in Lönen, Farben, Bildern und Worten zum Dasein kommt; er verkennt das Recht und die Lebenskraft des Individuellen. Er hat die eine Seite der Wahrheit, die er zuerst mit voller Kraft und Klarheit erkannte, wie dies gewöhnlich geschieht, ausschließlich betont und festgehalten.

Die Idee bedarf des individuellen Lebens zu eigener Verwirklichung; sie wäre nicht selbständig wirklich, sondern nur eine Anschauung der Vernunft, nur ein Gedanke des denkenden Geistes, wenn sie nicht von der Besonderheit realer Kräfte und Stoffe aufgenommen und durch sie als deren eigene Bestimmung und Lebenszweck ins Dasein gesezt würde. Das Löwenthum als solches losgelöst von den Individuen eristirt nicht, sondern nur die einzelnen Löwen; aber was sie sind, sind sie durch jenes, es ist das Wesen, das durch sie zur Erscheinung kommt, das sich nicht verdunkelt und abschwächt in der Entfaltung, sondern im Gegentheil die innere Fülle erst durch dieselbe erschließt, aus der

blosen Möglichkeit des nur Gedachten durch die Individuen in die Wirklichkeit tritt und in den Individuen sich selber entwickelt und zum Genufse des Daseins bringt. Denn in jedem Einzelnen ist die Idee der Gattung gegenwärtig, und so gewinnt sie ein tausendfältiges Dasein ohne ihre Einheit zu verlieren, und wir nennen etwas seiner Art nach schön, in welchem die Idee der Gattung rein und unverkümmert, klar und voll zur Erscheinung kommt. Es ist dann aber auch kein in sich wesenloses Abbild, vielmehr die zeitlich-räumliche Darstellung, die finnenfällige Verwirklichung des ewigen Urbildes.

In der Persönlichkeit erfaßt sich die Idee des Individuums selber; sie wird als Seele Mittelpunkt und bleibender Träger der Innenwelt mit allen ihren Regungen und Strebungen, aber sie wäre todt und leer ohne diese; ihr besonderes Thun und Leiden ist ihr Leben. Und wenn wir ferner in der Welt des Geistes die Ideen erkennen, wie sie deren Formen und Normen, deren Ziel und Richtpunkte als fittliche Mächte sind, wenn wir in diesem Sinne von der Idee des Rechtes, der Freiheit, der Liebe reden, so wollen diese Ideen alle aufgenommen sein vom Gefühl und Willen der Persönlichkeiten, so werden sie erst wirklich indem sie in die Ereignisse eingehen und dieselben beherrschen, und thäten oder könnten sie dies nicht, so würden wir sie als Schemen achten und die sittliche Weltordnung wäre ein wesenloses Gebilde der Vorstellung. Aber sie verkünden sich durch die Thaten und Ge schicke der Menschen und der Völker, wir brauchen uns nur selbst nicht zu verblenden um zu sehen, wie sie ihre Macht erweisen im Sieg über alles was ihnen widerstrebt, in der Verherrlichung alles dessen was sich ihnen anschließt. Allerdings ist dem Menschen die Möglichkeit gewährt, daß er für sich von den sittlichen Ideen sich abwende, weil die Freiheit seiner Natur dies erheischt, und nur in der Gesinnung des eigenen Wollens der Werth der Thaten liegt; aber wer für sich in der Irre geht, hebt damit das Ziel und den rechten Weg nicht auf und kann nur Zeit verlieren und Zeit verderben, bis er der Verkehrtheit seines Thuns in der eigenen Unseligkeit inne wird. Im Sieg der sittlichen Weltordnung wird das Geistige zu einem Reiche der Schönheit, und wir nennen die Persönlichkeiten und die Ereignisse schön, in welchen eine ethische Idee Fleisch und Blut gewinnt und sich offenbart. Nicht die finn- oder bedeutungslose Geschichte, mag sie auch noch so spannend erzählt sein, nicht das nur gedachte Geseß oder die all

gemeine Wahrheit nennen wir schön, wohl aber gebrauchen wir dies Wort, wenn Gefeß und Begebenheit, allgemeine Wahrheit und individuelle Wirklichkeit in einander aufgehn, und durch die Personen und Ereignisse das Wesen und Walten einer Idee so klar und anschaulich wird, wie zum Beispiel der Begriff der Liebe durch Romeo und Julie in Shakspere's Dichtung.

In Rücksicht auf die Idee ist alles Schöne wahr und gut. Erschiene das Unwahre und damit Unvernünftige als die Wirklichkeit, so würde unsere Vernunft nicht in deren Anschauung unmittelbar befriedigt, sondern es wäre ihr ein Widerspruch und ein quälendes Räthsel zu lösen aufgegeben, oder sie müßte an sich selbst irre werden, an der Welt verzweifeln; Schmerz und Unruhe würden statt harmonischer Befriedigung das Gefühl des Geistes bilden. Ein Sieg des Schlechten wäre ein Angriff auf unser Gewissen und auf die sittliche Weltordnung, und Widerwillen oder Leid statt Croft und Beseligung wäre die Wirkung auf unser Gemüth. Selbst das noch so Formengefällige kann uns nicht nachhaltig befriedigen, wenn es nicht auch der Vernunft eine bedeutsame Idee entgegenbringt, nicht auch dem sittlichen Gefühl eine Erhebung bereitet. Ich erinnere nur an die geringere Werthschäßung, die troß aller feinen Charakteristik und bewundernswürdigen Kunst der Schilderung Shakspere's Tragödie Antonius und Kleopatra im Unterschied von Lear oder Macbeth erfährt, weil in ihr keine wirklich großen oder edeln Gestalten auftreten, durch welche Recht und Freiheit einen Triumph feiern oder deren Untergang sie vers flåren könnten. Ohne wahr und gut zu sein wäre das Schöne kalt, eitel und sinnlos. Doch werde ich das Verhältniß des Schönen zum Wahren und Guten, und damit das der Kunst zur Sittlichkeit, Religion und Philosophie später erörtern, wenn wir den vollen Begriff der Schönheit gefunden haben, um ihn durch das Gemeinschaftliche und Eigenthümliche in Bezug auf diese verwandten und benachbarten Lebensgebiete noch näher und deutlicher zu bestimmen. Jezt liegt es mir zunächst ob darzuthun, daß mit der Idee auch die Erscheinung zu ihrem Rechte kommen muß, oder daß, um als schön empfunden zu werden, das Gute, das Wahre der begrenzten Form des sinnenfälligen Daseins in Raum und Zeit bedarf.

Schön heißt was da scheinet und geschauet wird; es kommt darauf an wie es aussieht, der Eindruck auf unsere Sinnlichkeit soll das geistige Wohlgefallen erwecken. Bei einem mathematischen

Lehrsag ist es gleichgültig, ob er durch die Construction einer symmetrischen oder unsymmetrischen Figur bewiesen wird, und eine logische Erörterung so zu drucken, daß Grund und Folge in einander entsprechenden längeren oder kürzeren Zeilen, im Wechsel kleinerer und größerer Buchstaben etwa wie ein Doppelbecher dastünden, dessen untere Hälfte die gleichgroße obere trägt, würde für eine noch viel müßigere Spielerei erachtet werden, als wenn Alerandrinische Poeten und Nürnberger Pegnizschäfer ihre Liebeslieder so einrichteten, daß sie geschrieben wie Herzen aussahen. Durch derartige Aeußerlichkeiten würde die Aufmerksamkeit gerade abgelenkt von dem Gehalt der Sache, um die es sich handelt. Und wer auf moralischem Gebiet etwa bei der Erweisung einer Wohlthat an die Figur denken wollte, die er dabei macht, an den Ausdruck seiner Mienen und die Bewegung seiner Hand, der würde als eitler Geck den Werth der That wenigstens für ihn selbst aufheben. In der Sphäre des Schönen aber soll das Aeußere als solches das Innre ausdrücken, soll die Form das Wesen offenbaren.

Weil aber eine ideale Wesenheit, weil der Geist in der sinnlichen Gestalt erscheint, deshalb kann die Kunst als die Darstellerin um der Schönheit willen auch die Hüllen ablegen, mit denen das Leben seine Blößen deckt. Das sinnlich Nackte verliert den Reiz der Begierde, wenn der Adel eines göttlichen Gemüths, wenn die Unschuld der Kinderseele aus ihm aufleuchtet, wenn das Urbild der Menschennatur in ihrer reinen Herrlichkeit veranschaulicht wird. Durch das Schöne wird die ungebrochne Harmonie des Sinnlichen und Seelischen, wird der Paradieseszustand mitten in der Gegenwart wiedergewonnen. Ein Michel Angelo ließ am Tage des Gerichts, wo jede Hülle sinkt und das Wesen der Menschen unverschleiert vor dem allsehenden Auge Gottes zu Tage kommt, mit tiefsinniger Symbolik die neubelebten Leiber nackt emporsteigen; einem späteren Papste dünkte das unanständig, der Meister aber versagte es eigenhändig seinen großen Gedanken und seine gewaltigen Gestalten zu verderben mit den Worten: der Papst möge die Welt verbessern, dann sei das Gemälde von selbst gut. Daniel von Volterra erntete mit Recht den Spottnamen Hosenmaler, als er sich herbeiließ eine Anzahl von Ge= wandlappen auf die Figuren zu pinseln. Daß die verdorbene Einbildungskraft ihre eigene Befleckung auch auf die Gegenstände außer ihr überträgt, und mit dem Marmorbilde des Gottes oder der Göttin Buhlschaft treibt, das ist ihr eigener Fluch um dessent

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