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zu werden; deshalb habe er schon zeitig darauf Bedacht genommen, sie in Hände zu bringen, welche ihren Werth zu würdigen und einen guten Gebrauch von ihr zu machen verständen, und überlasse sie vollständig nebst seinem auf Leinewand von Bert. Nazari gut ausgeführten Bildnisse, welches in ihr aufgestellt werden solle, der Congregation der Dominikaner, mit der Bestimmung, sie in keinem Falle zu veräussern und ein genaues Verzeichniss davon anfertigen zu lassen. Ob Letzteres jemals geschehen, und ein solches Verzeichniss irgendwo noch in der Handschrift existire, darüber ist, so viel ich weiss, niemals etwas bekannt worden. Zwar hatte er selbst, mit Beihülfe seines Bruders und des Ab. Verdani, an einem solchen gearbeitet '); allein es war, seiner eigenen Erklärung zufolge, unvollständig geblieben. Den numerischen Bestand seiner ganzen Sammlung berechnet er bereits im Jahre 1724 auf mehr als zehn tausend Bände 2); da er aber, wie seine Briefe hinreichend bezeugen, auch während der spätern sechs und zwanzig Jahre seines Lebens nie aufhörte, sie zu vermehren, so lässt sich hieraus leicht ein Schluss auf die Wichtigkeit dieser Erbschaft machen. Die Hauptzierde derselben waren unstreitig mehrere hundert Bände Handschriften, welche, nach seinen und Foscarini's Schriften, so wie nach den Hauptgegenständen seiner eigenen literarischen Forschungen zu urtheilen, vorzugsweise die italienische Geschichte und Poesie umfasst zu haben scheinen.

Ausser der eigentlichen Klosterbibliothek besass die Kirche dieses Convents noch eine Anzahl Handschriften (de Rubeis giebt ihre Anzahl auf 24 an), welche auf Pergament im grössten Folioformat geschrieben, Antiphonarien, Responsalien und Officialien enthielten. Der Werth dieser kleinen Sammlung bestand weniger in dem Inhalte, als in der ausserordentlichen Pracht, mit welcher die einzelnen Codices geschrieben waren. Sie waren sämmtlich das Werk eines Mitgliedes der Congregation, Namens Pius Maisis, eines eben so, arbeitsamen als geschickten Calligraphen3). Ueber ihre äussere Ausstattung führe ich de Rubeis eigene Beschreibung wörtlich an: Characteres multiplices, quotquot opus erant, majores, medios, minoresque, dictos Monachales antiquos a peritis, ipse propria efformavit industria, attenuatas aurichalci laminas arte perforando. Tum vero, superinducto penicillo, atramento aut cinnabari aut alio colore tincto, literas facilitate summa ac

1) v. Lettere critiche Vol. III. p. 32.

2) v. Lett. crit. Vol. II. p. 309.

3) In dem freilich höchst unvollständigen Verzeichnisse der Miniaturmaler bei Murr (Journal für Kunst u. Literator Th. XIII.) fehlt dieser Name ganz, wird aber gewiss in Waagen's Geschichte der Miniaturmalerei seine Stelle finden.

mira celeritate pingebat, alteram post alteram, ac etiam literarum nerus el vocum compendia, notasque musicas. Praecipue literae initiales deauratae sunt ac pictls flosculis ornatae; earumque intra spatium picturae visuntur, alia perita manu confectae, quae solemnia per annum recurrentia Domini mysteria atque Sanctos repraesentant. In vetustis hujusce generis librorum ornamentis nihil est, quod praeferri debeat. (de Rubeis 1. c. p. 316.)

2) Bibliothek des Kamaldoleser-Klosters S. Michele di Murano. Blume T. I. p. 230. T. IV. p. 179.

Hauptquelle für die Geschichte dieser Bibliothek bleibt wohl die Vorrede Mittarelli's zu dem Verzeichniss der Handschriften in derselben. Schon vor Mittarelli's Zeit (1729— 1779) besass dieses Kloster einen nicht unbedeutenden Reichthum an Handschriften, den es hauptsächlich dem Fleisse seiner Mönche im Abschreiben zu verdanken hatte; doch scheint er sich mehr auf Schriften, welche unmittelbar zum Kirchendienst nothwendig waren, beschränkt zu haben. Mehr als in andern Klöstern der Stadt befleissigte man sich hier seit Jahrhunderten der Calligraphie und Miniaturmalerei, und dieser Zweig der Betriebsamkeit scheint am Schlusse des XIV. und durch die ganze erste Hälfte des XV. Jahrhunderts seine grösste Höhe erreicht zu haben. Daher kam es, dass im Jahre 1400 der Dominicaner und später Cardinal Giov. Dominici von Florenz in einem noch vorhandenen Briefe den Nonnen eines Venetianischen Klosters auf ihre Anfrage gerade das Kloster S. Michele als dasjenige bezeichnete, woher man wohlausgestattete Gradualen beziehen könne; und dass zu eben dieser Zeit Matteo Guidonis, Prior des Klosters S. Maria degli Angelis, in einem Briefe an Tom. Caffarini diesen auf die Mönche unseres Klosters als geschickte Calligraphen hinwies. Insbesondere unter den Aebten Venerius, Matth. Girardus, Petrus Donatus und Petr. Delphinus, welche zum Theil selbst als Calligraphen sich auszeichneten, und eigenhändig geschriebene und verzierte Abschriften der Bibliothek hinterliessen, füllte sich das Kloster auf eine ausserordentliche Weise mit Künstlern dieser Art, deren Namen, wahrscheinlich nur die der ausgezeichneteren, uns Mittarelli aufbehalten hat, und welche ich hier, als der Geschichte der Miniaturmalerei in Italien angehörig, wiedergebe. Es sind folgende: Maurus der Cosmograph, Verfertiger jener berühmten Karte, welche einst eine Zierde des Klosters war, Felix Pavo von Cherson, Benedetto Zane, Bened. Aemiliano, Nicol. von Tulmetio, sämmtlich unter dem Abt Venerio; ferner Bernardino Gaddolo, Eusebio Osorno der Spanier, Hieron. de Novatiis aus Padua, Bened. von Mutina, die nachherigen Aebte

Pet. Cornelio und Euseb. Prioll, Letzterer späterhin Bischof von Veglia ') unter Pet. Delfino; endlich Bened. Monachus, Bonaventura von Venedig, Hippol. Balarino, später Abt, zuletzt General seines Ordens; "Giambattista von Crema, Vincenzio da Plovenis aus Vicenza, Fulgentio Tomasello. Noch zu Mittarelli's Zeit besass die Bibliothek des Klosters mehrere handschriftliche Werke, welche die Früchte des Fleisses jener obenerwähnten Calligraphen waren; z. B. zwel dicke Bände Psalmen und Hymnen, und zwei andere vom Catholikon des Johannes Januensis; ausserdem Werke geringeren Umfangs von den Kirchenvätern Augustin, Gregorius, Beda, Bernhard, Richard und andere ascetische Schriften, mehrere Dictionnarien, Commentare zu Cicero's Schriften etc., sämmtlich von ihnen geschrieben und auf's Trefflichste mit Malereien verziert. Zu diesen selbstgeschaffenen Kostbarkeiten traten im Laufe der Zeit einige nicht unbedeutende Schenkungen und Erwerbungen. Der Cardinal Dom. Grimani schenkte oder legirte dem Kloster, nachdem er die Abtei S. Maria de Carceribus als Commende erhalten hatte, eine Anzahl Handschriften, welche wahrscheinlich früher diesem Kloster angehört hatten; und auch bei der gänzlichen Aufhebung desselben, so wie bei der am Ende des 17. Jahrhunderts vollzogenen Säcularisation der Abtei S. Maria di Fullino fiel den Mönchen von S. Michele der Rest des noch vorhandenen literarischen Eigenthums zu. Endlich erhielten sie auch Einiges aus den Privatsammlungen des Luigi Molini und Giov. Delfino.

Da jedoch die Mönche dieses Klosters von jeher die Anfertigung von Abschriften förmlich als einen Erwerbzweig ansahen, so würde ihr Fleiss der Bibliothek ihres Klosters wahrscheinlich weniger zu Gute gekommen sein, hätte sich nicht, leider nur kurze Zeit vor der gänzlichen Auflösung dieser Sammlung, ein Mann in ihrer Mitte gefunden, welcher mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln die Vergrösserung derselben zur Aufgabe seines Strebens, ja man kann wohl sagen, seines Lebens gemacht, und ihr dadurch eine weit grössere Bedeutung zu verschaffen gewusst hätte. Giovanni Benedetto Mittarelli (geb. 1707, gest. 1777) hatte seit den ersten Jugendjahren sein ganzes Leben im Kloster S. Michele zugebracht, und mit der leiblichen und geistigen Nahrung, welche er demselben verdankte, eine bleibende Anhänglichkeit und Vorliebe für dasselbe in sich aufgenommen, welche er später auf mehrfache Weise, als Lehrer wie als Bibliothekar, in seltenem Grade bethätigte. Indem ihm, wie er selbst zu erkennen giebt, das Beispiel eines Tritheim vor Augen

1) Von Letzterem giebt Zeno in den Noten zu Fontanani Bibl. della eloquenza Ital. T. 1. p. 4. einige Nachricht.

schwebte, richtete er unverwandt sein Streben dahin, seiner Vaterstadt, und zunächst seinem Kloster, die handschriftlichen Schätze möglichst zu erhalten, welche damals im Ganzen wie im Einzelnen durch Verkauf in's Ausland zu gehen pflegten. Seine weitverbreitete Verbindung mit Personen, welche der Handel damit beschäftigte, gab ihm Gelegenheit, über die Existenz von Handschriften Erkundigungen einzuziehen, und der nicht geringe Preis, welchen er dafür zu zahlen pflegte, veranlasste, dass solche Leute es an Anerbietungen ihrerseits nicht fehlen liessen. So geschah es, dass die Handschriftensammlungen mehrerer früheren Gelehrten zur Vermehrung dieser Bibliothek beitragen mussten. Aus der Verlassenschaft des Dom. de Dominicis erhielt sie 20, des Franc. Barbaro 16, des Dom. Grimani 6, des Hermolao Barbaro 3, des Pietro Bembo 2, des Dan. Barbaro 2 Bände, welche sämmtlich durch Mittarelli's Hände gegangen waren.

3) Bibliothek des Dominicaner-Klosters S. Giovanni e Paolo, Blume, Iter T. I. p. 228. T. IV. p. 178--179. Berardelli giebt uns in der Vorrede zu seinem Handschriftenverzeichnisse folgende Nachrichten. Den vorzüglichsten Theil ihrer Handschriften verdankte diese Sammlung zweien ehemaligen Klosterbrüdern, Joachimo della Torre, später General seines Ordens'), und Girolomo Vielmo, Bischof zu Citta Nuova2). Davon waren jedoch die orientalischen Handschriften ausgenommen, welche der Albanese Paolo Antonini Affendi mitgebracht hatte, und die nach dessen Tode der Bibliothek zugesprochen und einverleibt wurden 3). An gedruckten Werken enthielt letztere eine, wenn auch weniger starke, doch nicht unbedeutende Anzahl.

Ihr Local trug durch seinen Glanz nicht wenig dazu bei, dass sie von Gelehrten wie von Neugierigen häufig besucht wurde. Durch die Hand des in dieser Hinsicht sehr geschickten Künstlers Giacomo Piazzetto war sie mit Schnitzwerk ringsherum reich geschmückt worden, aus einem dem

1) Ueber ihn vergl. Quetif et Echard, Bibl. Dominicana T. I. p. 869-870. Er starb 1500.

2) Ueber ihn vergl. Quetif et Echard I. c. T. II. p. 264-265 und Ughelli Italia sacra T. V. p. 252-253.

3) Ein grosser Theil der daselbst befindlichen griechischen Handschriften waren von dem Lacedämonier Caesar Strategos gegen das Ende des 15. Jahrhunderts geschrieben. Cfr. Foscarini, Della letteratora Veneziana T. I. p. 68. Not. 190. Eine Hauptzierde dieser Handschriftensammlung machten sechs dicke Pergamentbände in Grossfolio aus, welche Lebensbeschreibungen von Heiligen enthielten, und um das Ende des 13. Jahrhunderts mit den schönsten Miniaturen in Gold und

verschiedenen Farben verziert geschrieben waren, Foscarini 1. 1. p. 356.

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was

Ahorn vielleicht verwandten, sehr festen und dem Wurme widerstehenden Holze, welches man Cirmolo nannte; aber vielleicht in noch höherem Grade das Auge des Beschauers hier auf sich ziehen mochte, war eine in der That sehr seltsame und vielleicht einzige Verzierung. Anstatt der Säulen zwischen den einzelnen Repositorien erhoben sich nämlich die Bildsäulen ketzerisch gesinnter oder wenigstens verdächtiger Personen, nach Art der Verbrecher an Ketten gelegt, über den Fussgestellen der Säulen. Dagegen zierten das Deckengewölbe, welches sich in einem Plafond endigte, innerhalb der Schwibbogen die Gemälde mehrerer Mitglieder des Dominicaner-Ordens, welche sich durch ihr Leben oder Schriften ausgezeichnet hatten, auf frischem Kalk von Andreas de Rochis, Lorenzo Taleapetra und Giorg. Lancetta; die Hauptgemälde aber, welche den Plafond selbst schmückten, rührten von Frid. Cervelli her. Das Gebäude überhaupt wurde 1680 begonnen und 1682 vollendet. Im Jahre 1789 kamen die Handschriften, bei Aufhebung des Klosters, grösstentheils in die Markusbibliothek.

4) Bibliothek des Benedictinerklosters S. Giorgio Maggiore. Blume, Iter T. 1. p. 227–228. T. IV. p. 177-178.

Als Cosimo de' Medici, erzählt Vasari, im Jahre 1433 zu Venedig in der Verbannung lebte, erhielt Michelozzo, sein ihm überaus ergebener Günstling, welcher mit ihm das Exil freiwillig zu theilen beschlossen hatte, von ihm den Auftrag, neben mehreren andern Rissen und Modellen zu öffentlichen und Privatgebäuden den Bau einer Bibliothek für das genannte Kloster auf Cosimo's Kosten auszuführen. Es ward begonnen, allein die feierliche Rückkehr des Letztern im folgenden Jahre, wobei Michelozzo ebenfalls zurückkehrte, war Ursache, dass sie nicht, wie Vasari's Worte glauben lassen, beendigt wurde. Zwar setzten die nachfolgenden Medicäer, mit Unterstützung von Lanfredino, den Bau fort; welche Unterbrechungen er aber dabei erlitten habe, geht daraus hervor, dass nach Nachrichten aus Chroniken des Klosters bei Cornelio und Biscioni1) derselbe erst im Jahre 1478 gänzlich zu Stande gebracht wurde. Doch scheint man in den letzten sieben Jahren, unter der Regierung des Abts Teofilo Beacqui, das Werk eifriger betrieben zu haben. Das Aeussere der Bibliothek_zeugte_nicht wenig von der Prachtliebe und der Eleganz. der berühmten Familie, und der Chronist Olmo, welcher Augenzeuge zu sein versichert, kann nicht unhin, die reich mit Gold gezierte Decke, die vortrefflichen

1) v. Catal. Bibl. Mediceo-Laurentianae a Biscionio digestus. Praefat. p. XII-XV.

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