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Der Unzufriedene.

Aelteste Ausgabe:

The Malcontent. By John Marston, 1604. Printed at London, by V. S., for William Aspley, and are to be solde at his shop, in Paules Church-yard.

The Malcontent. Augmented by John Marston. With the Additions played by the Kings Maiesties servants. Written by John Webster 1604. At London Printed by V. S., for William Aspley, and are to be solde at his shop in Paules Church - yard.

Zu Shakespeare's Zeit hatte der dramatische Dialog der Engländer so viel Ueberliefertes, Konventionelles, daß man nach der bloßen Sprache nicht leicht einen Dichter jener Periode vom andern unterscheiden kann, und es selbst den gewiegtesten englischen Kritikern heutzutage schwer wird, oft sogar unmöglich erscheint, bei Stücken, die das Erzeugniß poetischer Association waren, den Antheil der verschiedenen Poeten zu sondern und festzustellen.

So gesteht auch der umsichtige und gewissenhafte Alexander Dyce in seiner Einleitung zu dem obengenannten Drama, er könne in Gehalt und Gestalt des Stücks nirgends eine bestimmte

Unterscheidungslinie finden, und ich glaube, daß die meisten englischen Leser genau in derselben Lage sein werden.

Hier ist der Uebersezer, der gezwungen ist, von jedem zweifelhaften Worte, jeder schwierigen oder eigenthümlichen Wendung seines Autors sich genaue Rechenschaft abzulegen, vor dem bloßen Leser, und sei derselbe noch so gewissenhaft, wesent. lich im Vortheil.

Mich will es bedinken, daß der Antheil Webster's dessen Eigenthümlichkeiten ich mir so eingeprägt habe, wie dies bei jahrelangem, anhaltenden Studium eines fremden Dichters irgend möglich ist an dem Drama » der Unzufriedene « ein sehr geringer sei, was auch durch den Titel, der das Stück ausdrücklich Marston zuschreibt, bestätigt wird.

»The Malcontent, in der Dodsley'schen Sammlung altenglischer Schauspiele, sowie auch in dem Ancient British Drama ziemlich liederlich abgedruckt, ist von Marston geschrieben und von Webster nur für die Bühne hergerichtet. Er hat es zu diesem Zwecke mit einem kurzen, in Prosa abgefaßten Vorspiele versehen, welches nicht zu seinen glücklichsten Arbeiten gehört, und mit mancherlei poetischen Einschaltungen und Sentenzen ausgeschmückt, in welchen seine eigenste Art und Weise sich abspiegelt.

Diese Einschaltungen sind besonders erkennbar in den Mo nologen des Malevole und Pietro, und die meist vortrefflichen Sentenzen in den Abgängen und Aktschlüssen.

Marston hat sein Stück in verehrungsvollen Ausdrücken seinem Vorbilde Ben Jonson dedicirt, mit dem er damals noch in nahen freundschaftlichen Beziehungen stand; ein Verhältniß, welches sich später geändert zu haben scheint.

Hervorzuheben an dem Stücke sind die gelungene Charakteristik, der einheitlich angelegte Plan, und der an zutreffenden

Bemerkungen über die Verkehrtheiten der Zeit reiche - lebendige und wißige Dialog. Dagegen sind zu tadeln die zu häufigen unnügen Unterbrechungen der Handlung, die zu breite Ausfüh rung und der leidige Umstand, daß die ganze Intrigue auf Verkleidung beruht.

Giovanni Alto fronto, vordem Herzog von Genua, durch mächtige Feinde gestürzt und durch seinen Nachfolger aus dem Lande verbannt, lebt verkleidet und unerkannt unter dem Namen Malevole am Hofe desselben Herzogs Pietro Giacomo, der an seine Stelle getreten ist.

Seine Verkleidung macht es ihm möglich, seine Feinde in der Nähe zu beobachten, und einen für ihn günstigen Um schwung der Dinge vorzubereiten und abzuwarten. Halb als Narr betrachtet, hat der kluge Mann das Recht erworben über Alles frei seine Meinung zu sagen; er thut dies in der schneidendsten Weise, und da er gar keine Ursache hat mit den bestehenden Dingen im Staate zufrieden zu sein, wird er von allen Hofleuten » Der Unzufriedene « genannt. Nichts entgeht seinem scharfen Auge, und an seinem alten, vielerprobten Freunde Celso, der ebenfalls am Hofe lebt, findet er einen verschwiegenen Bundesgenossen und Mitwissenden.

Aurelia, die regierende Herzogin, hat einen Günstling, Mendoza, mit welchem sie in verbotenem Umgang lebt. Pietro hat davon Kunde erhalten durch Malevole; zu gleicher Zeit wird Mendoza bei Aurelia verläumdet durch Ferneze, einen jungen Hofmann, der leidenschaftlich in die schöne Herzogin verliebt ist und, um ihre Gunst zu erlangen, Mendoza bei ihr in Ungunst zu bringen sucht. Dieser ist heimlicher Zeuge einer Scene, welche damit endet, daß die Herzogin Ferenze, nachdem es ihm gelungen ihr einzureden, Mendoza liebe Emilie, ihre Hofdame, auf die Nacht zu sich in's Schlafzimmer bescheidet.

Gleich darauf trifft Mendoza mit dem alten Herzog zu sammen, der ihn hart anläßt wegen seiner verbrecherischen Liebe zu Aurelia; aber Mendoza weiß so geschickt allen Schein der Schuld von sich auf Ferenze zu wälzen, daß der Herzog zulezt glaubt, Mendoza habe sich nur deshalb so viel in Aureliens Nähe aufgehalten, um ihre Ehre zu wahren, und ihm auf's Neue sein ganzes Vertrauen schenkt. Es wird verabredet, der Herzog soll in der Nacht, wenn Ferenze bei seiner Gemahlin ist, mit Soldaten in ihr Zimmer dringen und den Vogel aus dem Neste verscheuchen, welcher dann durch das Schwert des hinter der Thüre versteckten Mendoza zu fallen bestimmt ist.

Alles gelingt nach Wunsch, und Pietro, um Mendoza zu entschädigen für das Mißtrauen, das er gegen ihn geäußert, überhäuft ihn mit Gnadenbezeigungen und ernennt ihn sogar zu seinem Thronerben. Sobald dies in aller Form festgestellt ist, sinnt Mendoza darauf, den Herzog aus dem Wege zu räumen, um seine Herrschaft möglichst bald anzutreten. Er schließt sich Malevole an, der scheinbar sein Freund wird und ihm seine geheimsten Gedanken zu entlocken weiß. Durch ihn erfährt nun der Herzog, wie Mendoza ihn hintergangen, wie er sein Bett geschändet, durch Lug und Trug sein Vertrauen gewonnen und jezt im Begriff steht, seinen Wohlthäter um's Leben zu bringen.

Pietro meint, alles Wehe, das über ihn gekommen und ihm noch bevorstehe, sei die gerechte Strafe des Himmels für das Unrecht, das er seinem vom Throne gestoßenen und des Landes verwiesenen Vorgänger gethan. Er sehnt sich danach seine Schuld zu fühnen, Giovanni Altofronto aus der Ver bannung zurückzurufen und ihn wieder in alle seine Rechte ein zuseßen. Wie er seinen Entschluß Malevole mittheilt und ihn um seine Unterstüßung bittet, giebt sich dieser als Giovanni

Altofronto zu erkennen. Ihre alte Feindschaft verwandelt sich flugs in Freundschaft und die beiden Fürsten wirken jegt vereint, um Mendoza in seiner eigenen Schlinge zu fangen.

Malevole hat den Auftrag erhalten, Pietro zu vergiften. Statt dies aber zu thun, verkleidet er ihn als alten Eremiten und bringt ihn so zu Mendoza, der inzwischen, glaubend sein Vorgänger sei glücklich beseitigt, den Herzogstitel angenommen und seine Regierung damit begonnen hat, Aurelia zu verbannen. Zu gleicher Zeit wünscht er Malevole, den er zu tief in seine Geheimnisse eingeweiht, aus der Welt zu schaffen, und beauftragt damit den Eremiten, der ihm als ein gefügiges Werkzeug erscheint. Um ihn aber nach geschehener That eben. falls unschädlich zu machen, giebt er Malevole einen Wink, den Eremiten zu vergiften. Natürlich geschieht nichts von alle dem, und was Mendoza zum Verderben Anderer angelegt hat, schlägt zu seinem eigenen Verderben aus.

Seine Thronbesteigung wird durch ein großes Mastenfest gefeiert, wo, auf Malevole's Veranstaltung, außer der verbannten Herzogin, auch Maria, die Gemahlin Altofronto's, erscheint, deren Herz und Hand Mendoza durch alle erlaubten und unerlaubten Mittel zu gewinnen sucht. Sie behandelt den frechen Emporkömmling mit so vernichtendem Stolze, daß Malevole, der das Alles anhört, seine wahre Freude daran hat.

Pietro seinerseits, der sich unerkannt Aurelien genähert und die Ueberzeugung gewonnen hat, daß sie ihr vergangenes leicht. sinniges Leben auf's Liefste bereut, in der Erinnerung daran sich höchst unglücklich fühlt und nichts sehnlicher wünscht, als vor dem Lode ihrem Gemahl noch einmal einen Beweis ihrer Läuterung geben zu können, Pietro nimmt die Reuige liebevoll wieder auf.

Plößlich tritt aus dem Maskenzuge eine Schaar Bewaff neter hervor, die den tödtlich überraschten Mendoza umzingelt,

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