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es jeder Freund der Litteratur mit mir), daß Shakespears guter Genius über dieser Arbeit wachen möge. Der Verbesserer wird nur zu manche Stellen, wo der Sinn des Originals verfehlt oder nicht gut genug ausgedrückt worden, und überhaupt vieles zu poliren oder zu ergänzen finden.'

Zwei Jahre später erschien das angekündigte Werk:

2) William Shakespear's Schauspiele. Neue Ausgabe. Von Joh. Joach. Eschenburg, Professor am Collegio Carolino in Braunschweig. Zürich, bei Orell, Gessner, Füesslin und Compagnie. Bd. I-XII. 1775-1777. Bd. XIII, welcher sieben diesem Dichter beygelegte dramatische Stücke, theils ganz, theils im Auszuge enthält, 1782.

Eschenburg (geb. 1743) sagt im Vorbericht: 'Von allen Veränderungen, die ich in der ältern Uebersetzung gemacht habe, eine umständliche Rechenschaft zu geben, würde eine für den Leser und mich ermüdende, und wenig nützliche Arbeit gewesen sein. Es kam darauf an, dem englischen Dichter, insoweit es sich thun läßt, eine deutsche Kleidung zu geben; ist ihm dieselbe schicklich und anpassend, so kann es dem Publiko gleichgültig sein, von welcher Hand ihm jedes einzelne Stück dieser Kleidung angelegt ist; und wer dennoch die Neugierde hat, dem liegen, zur Befriedigung derselben, beide Ausgaben zur Hand. Da die Anlage einmal gemacht war, den ganzen Shakespear zu übersetzen, und nicht blos eine Auswahl seiner besten und übersetzlichsten Stellen zu liefern, so mußte, wie gesagt, auch die Ausfüllung der gelassenen Lücken mein Augenmerk werden. Was sich also nur immer in unsere Sprache übertragen ließ, ist nun da; was noch weggeblieben ist, sind nur wenige einzelne Stellen, nur solche, die durchaus nicht anders, als Englisch, konnten ausgedrückt werden, mit denen dem Leser niemals ein ihm noch fremder characteristischer Zug des Dichters vorenthalten wird, und die ich noch dazu meistentheils in den Anmerkungen angeführt habe. Wer die großen Schwierigkeiten dieser Unternehmung nur einigermaßen kennt, der wird keine untadelhafte und fehlerfreie Vollendung derselben von mir erwarten, sondern zufrieden sein, wenn ich diese Uebersetzung, nachdem Herr Wieland mir schon so viel vorgearbeitet hatte, ihrer möglichen Vollkommenheit um einige Stufen näher gebracht habe. Nur dahin ging meine Absicht; und, um dieselbe zu erreichen, habe ich nicht blos auf die Richtigkeit der Uebersetzung, sondern auch darauf gesehen, das eigenthümliche Gepräge des großen Originals aufs möglichste beizubehalten. Und hiebei erkenne ich mit dem größten Danke die freundschaftliche Hülfe des ersten und größten Kenners der englischen Sprache unter den Deutschen, des Herrn Professors Ebert, mit dem ich jedes Stück, ehe ich es zum Druck überschickte, noch einmal wörtlich durchgegangen bin.

Jahrbuch XVI.

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Ein beträchtlicher Verlust für denjenigen, der den Shakespear nur deutsch lesen kann, ist der Abgang des Sylbenmaßes; denn die meisten Scenen seiner Schauspiele sind in Versen. Den einzigen Sommernachtstraum hat Herr Wieland mit vielem Glücke metrisch übersetzt; und eben so werde ich in der Folge das Trauerspiel, Richard III., liefern, welches ich schon beinahe vollendet hatte, ehe ich noch diese Ausgabe der sämmtlichen Werke des Dichters übernahm. Allein, das Mühsame einer solchen Uebersetzung ungerechnet, so wird auch schwerlich der größere Verlust des Eigenthümlichen und Wörtlichen durch die Beibehaltung der äußern Form hinreichend ersetzt.' Hierbei ist zu bemerken, daß, außer den mannigfach eingestreuten Liederversen oder Gedichten, den Prologen und Epilogen, auch die Maskenspiele im Sturm (IV, 1) und in Cymbeline (V, 4), die Reden des Schauspielers sowie das Schauspiel im Hamlet, die Hexenscene im Macbeth 1) metrisch übersetzt wurden. Der Hamlet-Monolog lautet jetzt:

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'Seyn, oder nicht seyn? Das ist die Frage! Ob es edelmüthiger ist, sich den Schleudern und Pfeilen des zürnenden Schicksals bloß zu stellen, oder gegen ein ganzes Meer von Unruhen die Waffen zu ergreifen, ihnen Widerstand zu thun, und sie so zu endigen? Sterben schlafen nichts weiter? und, durch einen Schlummer der Herzensangst, der tausendfachen Qualen der Natur los werden, die des Fleisches Erbtheil sind das ist eine Vollendung, der brünstigsten Wünsche werth! Sterben schlafen Schlafen? vielleicht auch träumen Ja, daran stößt sich's! Denn was in jenem Schlafe des Todes, wenn wir dieses sterblichen Getümmels entledigt sind, für Träume kommen können, das verdient Erwägung! Das ist die Rücksicht, die den Leiden ein so langes Leben schafft! Denn wer ertrüge sonst die Geißel und die Schmähungen der Welt, des Unterdrückers Unrecht, des Stolzen Schmach, die Qual verschmähter Liebe, die Zögerungen der Gesetze, den Uebermuth der Großen, und die Verhöhnung des leidenden Verdienstes von Unwürdigen, wenn er sich mit einem bloßen Dolch in Freiheit setzen könnte? Wer würde Bürden tragen, und unter der Last eines mühseligen Lebens schwitzen und ächzen, wenn nicht die Furcht vor etwas nach dem Tode, vor dem unbekannten Lande, aus dessen Bezirk kein Reisender zurückkehrt, unsern Entschluß wankend machte, und uns riethe, lieber die Uebel zu dulden, die wir kennen, als zu andern hin zu fliehen, die uns noch unbekannt sind? Und so macht das Gewissen uns alle feigherzig; so verbleicht die frische Farbe der Entschlossenheit durch

1) Diese übernahm Schiller mit unwesentlicher Aenderung.

den blassen Anstrich der Ueberlegung, und große wichtige Unternehmungen werden durch diese Rücksicht in ihrem Laufe gehemmt und verlieren den Namen einer That!'

Jedem Stücke sind kritische Nachrichten, mehr historisch als ästhetisch, beigegeben.

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Bei einer ferneren, ganz umgearbeiteten Ausgabe (Zürich 1798-1806) blieb Band XIII fort. Derselbe hatte die vier zweifelhaften Stücke enthalten, welche bei Shakespeare's Leben unter seinem Namen im Druck erschienen: Perikles - Ein Trauerspiel in Yorkshire Der Londonsche Verschwender - Sir John Oldcastle (im Auszuge); ferner die drei anderen, welche bei Shakespeare's Leben mit den Initialen seines Namens veröffentlicht wurden:1) Lokrin Lord Thomas Cromwell Die Puritanerin (alle drei im Auszuge). Beide Ausgaben sind antiquarisch nicht selten.

Wieland-Eschenburg's Arbeit wurde, außer von Schlegel, so ziemlich von allen späteren Uebersetzern benutzt. Sie fand auch Anwendung, als vor hundert Jahren Shakespeare zuerst auf der deutschen Bühne festen Fuß faßte, und hier erhielt sie sich noch bis in die ersten Decennien des laufenden Jahrhunderts.

Die 12 Bände der Eschenburg'schen Uebersetzung waren kaum im Druck erschienen, als auch schon ein Nachdruck sich ankündigte. Dessen wohlklingenden allgemeinen Titel:

'Sammlung der Poetischen und Prosaischen Schriften ausländischer schöner Geister'

erklärt der Umstand, daß in Mannheim 'eine Gesellschaft verschiedner Gelehrten' die bezeichnete Sammlung herauszugeben angefangen und dafür ein kaiserliches Privilegium erworben hatte. Die Gesellschaft machte den Anfang mit den in guten Uebersetzungen bereits vorhandenen Schriften, später sollten auch alle noch nicht übersetzten vortrefflichen Schriften in deutscher Sprache geliefert und für letztere ein anständiges Honorar gezahlt werden, während man die ersteren einfach als Gemeingut ansah. Eschenburg erhielt die Mittheilung dieser Piraterie 'im Namen der Gesellschaft' durch ein Schreiben des Markgräfl. Brandenb. Hofraths Beeke de dato Mannheim 10. Februar 1778; darin wurde die Billigung der 'guten und nützlichen Sache' vorausgesetzt, mit dem Hinzufügen, daß man schon beschäftigt sei, seine Uebersetzung zu berichtigen und zu verbessern, daß aber Erinnerungen und Emendationen, die er etwa selbst zu machen hätte, unter seinem Namen eingerückt werden sollten; auch ersuchte man ihn um die (zu honorirende) Uebersetzung

1) Jahrb. VIII, 368. 369.

eines andern noch nicht übersetzten Werkes. Das ganze Ansinnen wurde von Eschenburg mit Unwillen abgelehnt, er bezeichnete jede Betheiligung seinerseits als heimtückische Treulosigkeit gegen seine, durch das Unternehmen benachtheiligten Verleger. Beeke antwortet ihm (30. 3. 78), daß auf sein Schreiben diese neue Auflage gewiß unterbliebe, wenn die Sache nicht schon zu weit gediehen wäre; allein der erste Theil sei bereits fertig, der zweite fast zu Ende gedruckt. 1) So erschien denn der Nachdruck, unter dem Titel:

3) Willhelm Shakespears Schauspiele. Von Joh. Joach. Eschenburg, Professor am Kollegio Karolino in Braunschweig. Neue verbesserte Auflage. Mit Allerhöchstem kaiserlichem Privilegio und Hoher obrigkeitlicher Erlaubniß. Strassburg bei Franz Levrault, der königlichen Intendanz und bischöfl. Universit. Buchdr. (20 Bde. 1778. 1779. Bd. 21 und 22 1783.)

Von Bd. IV an bleibt Eschenburg's Name auf dem Titel fort; von Bd. VIII an wird wechselnd Strassburg, Mannheim, oder Mannheim und Strassburg als Ort des Erscheinens genannt. Die Durchsicht hatte Gabriel Eckert, 'der Churfürstlichen Herren Edelknaben in Mannheim Professor,' übernommen. Dieser rühmte sich in der Vorrede, daß die Zahl seiner Verbesserungen über Tausend betrage, worunter wenigstens achthundert von Wichtigkeit wären. Großentheils lagen aber den Eckert'schen Aenderungen abweichende Lesarten zu Grunde, viele andre derselben waren schief oder verkehrt oder auch kleinlich; indeß muß Eschenburg selbst einräumen, daß die Anzahl der wirklichen Verbesserungen 'nicht viel über zweihundert' betragen werde. 2) Bei einer zweiten Auflage (Mannheim 1780-1788) hieß es:

'Herausgegeben von Gabriel Eckert.'

Auch der Nachdruck ist antiquarisch zu haben.

Schlegel und die Versuche seiner Fortsetzer.

August Wilhelm Schlegel (geb. 1767) hatte sich schon als Göttinger Student, im Verein mit G. A. Bürger, an der metrischen Uebersetzung des Sommernachtstraums versucht. Ewa zehn Jahre später wurde das Manuscript von Neuem durchgesehen und umgestaltet, daneben auch Romeo und Julie in Angriff genommen, und allmählich reifte der Plan, das Uebersetzungswerk, stets im metrischen Anschluß an das Original, weiter zu erstrecken. Nun erfolgte die Veröffentlichung:

1) Eschenburg, Bd. XIII. Anhang, S. 461 ff.

2) A. a. O. S. 474.

4) Shakspeare's dramatische Werke, übersetzt von August Wilhelm Schlegel. Berlin bei Joh. Friedr. Unger. Bd. I-VIII 1797-1801. Bd. IX, Erste Abtheilung, 1810. Zweite Abtheilung. Fortsetzung der Verdeutschung von A. W. v. Schlegel. Berlin bei G. Reimer. 1830.

Durch Bd. IX, Abth. 2 (König Heinrich VIII. in der Uebersetzung des Grafen Wolf Baudissin, geb. 1789, ohne Nennung seines Namens) war die Reihe der 10 Königsdramen zum Abschluß gebracht. Außerdem enthielten die Bände folgende Stücke: Sommernachtstraum, Romeo und Julia, Sturm, Julius Caesar, Was ihr wollt, Wie es euch gefällt, Hamlet, Kaufmann von Venedig. Von Unger war das Werk in den G. Reimer'schen Verlag übergegangen. Alle Bände wurden einzeln neu aufgelegt.

Hier tritt den Deutschen zum ersten Mal der wirkliche Shakespeare entgegen, nach Geist und Form; jetzt erst ward es denen, die das Original nicht verstanden, augenscheinlich, wieviel durch die Prosa-Uebersetzung verloren gegangen war. Schlegel übersetzte nicht mit pedantischer Strenge stichisch, er legte keinen Werth darauf was Jean Paul an Voss rühmt 'den einsilbigen Britten in einen einsilbigen Deutschen zu verwandeln'; wo Knappheit der englischen Sprache die eben so knappe Uebertragung ohne Zwang nicht gestattete, da gab er wohl einen Vers oder einen halben zu, oder es wurde eine unwesentliche Stelle ausnahmsweise fortgelassen. Bedenklicher erscheint die Anwendung des Alexandriners in längeren gereimten Stellen, zumal dessen Beseitigung, wie andre Beispiele darthun, ihm nicht schwer fallen konnte. 1) Allein Schlegel hatte nur 17 Stücke übersetzt, und nach den ersten acht Bänden war eine langjährige Pause eingetreten; so fehlten 19 Stücke, unter ihnen die drei großen Tragödien Lear, Othello, Macbeth: das reizte zur Fortführung des Angefangenen; aber nur metrische Uebersetzungen wagten sich jetzt noch hervor. Als erstes Werk dieser Art ist zu nennen:

5) Shakespeare's von Schlegel noch unübersetzte dramatische Werke, übersetzt von mehreren Verfassern. Berlin, 1809-1810, bei Julius Eduard Hitzig. Bd. I, II und III, Erste Hälfte.

Die Verfasser waren: G. W. Kessler (Cymbeline -Ende gut, alles

1) Ueber dies Alles, wie über Schlegel's Werden und Wachsen als Uebersetzer verbreitet sich eben so eingehend als anziehend: 'Die Entstehungsgeschichte des Schlegel'schen Shakespeare von Michael Bernays. Leipzig, S. Hirzel. 1872'. Hier auch (im Anhang) der Briefwechsel zwischen Schlegel und Eschenburg aus 1797/98. Schlegel übersendet die ersten Bände seiner Uebersetzung, Eschenburg erwidert dies mit den ersten Bänden seiner neuen Ausgabe; ein bittres Gefühl über die Concurrenz klingt bei ihm durch.

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