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bei ihm wird der Apotheker zur Strafe gehängt und die Amme verbannt. Unser Dichter hat sich solches lästige Detail mit richtigem Tacte erspart und die Gemüther der Zuschauer ungetheilt auf die Betrachtung der Versöhnung der beiden feindlichen Geschlechter hingelenkt. In Betreff des Denkmals, das die Väter dem Andenken ihrer unglücklichen Kinder im Verein widmen, weicht Shakespeare einigermaßen von Brooke ab. Bei dem Letzteren werden die beiden Leichen aus der Gruft der Capulets weggenommen und in einem gemeinsamen stattlichen Grabe, auf hohen Pfeilern von Marmor, beigesetzt, wie solches Denkmal, laut Aussage des Erzählers, noch jetzt in Verona zu sehen ist, rings geschmückt mit vielen sinnreichen Epitaphen. Unser Dichter läßt vielmehr, zur Bekräftigung der Aussöhnung und Verbrüderung der Montagues und Capulets, dem alten Montague der Juliet Capulet eine goldene Statue, die auf dem gemeinsamen Grabe liegen soll, widmen, wie, dem entsprechend, der alte Capulet eine gleiche für Romeo Montague herstellen läßt. Die eindringliche Versöhnerrolle des Prinzen Escalus zum Schlusse des Dramas hat erst Shakespeare hinzugefügt; bei Brooke findet sich Nichts davon.

Exegetisch-kritische Marginalien.

Von

K. Elze.

I.

DUKE. What mean you by that saying?

THE TWO GENTLEMEN OF VERONA V, 4, 167.

In meinen Notes on Elizabethan Dramatists No. XLV habe ich einen unvollständigen Vers in Marlowe's Tamburlaine dadurch vervollständigt, daß ich den Namen der angeredeten Person, einem bei den Elisabethanischen Dramatikern allgemein verbreiteten Gebrauche gemäß, am Ende der Zeile hinzugefügt habe. Die Stelle lautet:

MYCETES]. Well, here I swear by this my royal seat
COS[ROE]. You may do well to kiss it then, MYCETES.

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Eine ganz ähnliche Conjectur hat der verstorbene W. Wagner, ohne Kenntniß der meinigen, zum Kaufmann von Venedig IV, 1, 385 gemacht, wo er in seiner Ausgabe zu lesen vorschlägt:

That lately stole his daughter JESSICA.

Der Vers unterscheidet sich von dem Marlowe'schen nur dadurch, daß Jessica hier nicht der Name der angeredeten, sondern einer dritten Person ist. Bei fortgesetzter Aufmerksamkeit auf diesen Punkt bin ich auf eine Anzahl von Versen gestoßen, bei denen sich die Unvollständigkeit in der nämlichen Weise beseitigen läßt. Zunächst der obenstehende Vers aus den Two Gentlemen; fügen wir Valentine hinzu, so ist alles in Ordnung. Dasselbe gilt von den folgenden Versen, die ich der Reihe nach ohne weitere Bemerkungen aufführe.

My haste may not admit it, ANGELO.

MEASURE FOR MEASURE I, 1, 63.

Heaven give thee moving graces, ISABEL.

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Auch der Vers in 2 K. Henry IV, IV, 1, 1 läßt sich vielleicht hierher ziehen:

What is this forest call'd, MY GOOD LORD HASTINGS?

So wird er nämlich in der folgenden Scene (Vers 95) angeredet. Ebenso heißt es auch my good Lord Mowbray (IV, 1, 103), und zwar beides am Versende.

Aehnlicher Art ist endlich die Stelle im Hamlet I, 5, 91, wo der Name der angeredeten Person nicht am Ende, sondern am Anfange der Zeile abgefallen ist, obwohl er ursprünglich vorhanden war. QA liest hier nämlich:

Hamlet adue, adue, adue: remember me.

QB fgg. haben Hamlet weggelassen, augenscheinlich um den Vers auf das Maß eines Quinars zu bringen. In den Fs kehrt der Name wieder, ist aber in die Mitte des Verses gerückt, man sieht in der That nicht ein, warum. Sollte nicht die ursprüngliche Lesart gewesen sein:

Hamlet, adieu, adieu! remember me?

so daß die Unregelmäßigkeit in QA lediglich in dem dritten adieu bestünde, das aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Schauspieler zur Erhöhung des Pathos hinzugefügt worden ist.

Ich bin keineswegs der Meinung, daß die Reihe derartiger Verse bei Shakespeare hiermit abgeschlossen sei; im Gegentheil wird sich die

Liste nicht nur aus Shakespeare selbst, sondern auch aus seinen Zeitgenossen ohne Schwierigkeit vermehren lassen. Die angeführten Beispiele reichen jedoch hin, um die Aufmerksamkeit der Shakespeare-Gelehrten auf eine Erscheinung hinzulenken, die jedenfalls eine eingehende Untersuchung verdient, zumal man sich ohne eine solche schwer entschließen dürfte, so zahlreiche Verse ohne weiteres zu corrigiren, wie verlockend die Correctur auch sein mag. Ein eigenthümlicher Umstand, der vielleicht als Fingerzeig für weitere Combinationen dienen kann, ist dabei der, daß in FA bisweilen die Anredewörter eingeklammert sind, gleichsam als ob sie von den Herausgebern ergänzt wären; namentlich kommt das auch im Versende vor, so z. B. Hamlet I, 2, 77 (good mother); ebenda I, 2, 177 (fellow-student); ebenda I, 2, 185 (Horatio); ebenda I, 2, 197 die nicht als Anrede gebrauchten Namen (Marcellus) und (Bernardo); ebenda V, 1, 228 (churlish priest); ebenda V, 1, 233 (sweet maid); Lear IV, 7, 38 (poor father); etc.

II.

Barnardine, a dissolute Prisoner.

MEASURE FOR MEASURE, DRAMATIS PERSONA.

Obwohl der Name dieses Gefangenen buchstäblich so von der Folio überliefert worden ist, so ist es dennoch schwer begreiflich, warum bis jetzt, so viel ich weiß, noch kein Herausgeber die richtige Form Bernardine hergestellt hat, wie es in der sog. Tieck'schen Uebersetzung geschehen ist, wo wir Bernardino lesen. Das wäre in der That nur folgerichtig, da ja kein Herausgeber Bedenken getragen hat, im Hamlet den Barnardo der Qs und Fs in Bernardo umzutaufen, und überhaupt die so häufig verderbten Eigennamen zu berichtigen. Außer dem Barnardine ist wol nur noch der Philotus in Timon von Athen III, 4 übersehen worden, der doch offenbar Philotas heißen muß. Vielleicht könnte man auch fragen, ob nicht der Alarbus in Titus Andronicus I, 1 ursprünglich Alerbus geheißen haben möge, wiewohl weder die eine noch die andere Namensform im klassischen Alterthume vorkommen dürfte. Denn daß der Dichter die correcten Formen der von ihm entlehnten Namen gekannt und gebraucht, beziehentlich correcte Namen gebildet habe, läßt sich nicht bezweifeln; die verderbten Formen verdanken ihr Dasein großentheils der vulgären Aussprache der Setzer oder, was mir wahrscheinlicher ist, der Abschreiber, und dürfen meines Erachtens als eins von den Indicien angesehen werden, daß Shakespeare's Original-Handschriften, so weit es sich um die Dramen handelt, nie in die Druckerei gekommen sind.

III.

It is the pasture lards the rother's sides,
The want that makes him lean.

TIMON OF ATHENS IV, 3, 12.

Die Folio liest bekanntlich brother's sides, und rother ist nur durch eine geniale Correctur von Singer in den Text gekommen. Halliwell (Dict. Arch. and Prov. Words) und andere Erklärer sagen, rother sei ein nördlicher, auch in Warwickshire vorkommender Provinzialismus, und es giebt in der That in Stratford bis auf den heutigen Tag eine RotherStreet, die früher wol auch Rother-Market genannt wurde. So viel ich weiß, hat aber bis jetzt Niemand daran gedacht, daß das Wort in London ebenfalls eingebürgert ist, nämlich in dem Namen des bekannten Stadtviertels Rotherhithe auf dem südlichen Themse-Ufer. Hithe, vom ags. hyd, bedeutet einen kleinen Hafen oder eine Werft und findet sich außerdem auch in den beiden Londoner Namen Queenhithe und Lambeth, verkürzt aus Lambhithe. Ueber das erstere berichtet Stow (Survey of London, ed. Thoms, Lon. 1876, p. 131): Next unto Bread street ward, on the south side thereof, is Queene Hithe ward, so called of a water gate, or harbour for boats, lighters, and barges; and was of old time for ships, at what time the timber bridge of London was drawn up, for the passage of them to the said hithe, as to a principal strand for landing and unlading against the midst and heart of the city. Uebertragen wir diese Erklärung mutatis mutandis auf die beiden andern Namen, so ergiebt sich, daß Rotherhithe ein Einschiffungs- und Verladungs-Platz für Hornvieh und Lambeth für Kleinvieh war, was durch die Oertlichkeiten insofern bestätigt wird, als Rotherhithe beträchtlich unterhalb London Bridge, Lambeth dagegen weit stromauf gelegen ist. Hiernach beschränkt sich mithin der Verbreitungskreis des Wortes rother keineswegs auf den Norden von England, sondern es war allenthalben bekannt, so daß nicht das mindeste Bedenken gegen die Aufnahme desselben in Shakespeare's Text obwalten kann.

IV.

Diejenigen Herausgeber, welche zu der Ueberzeugung gelangt sind, daß in QB der beste und am meisten authentische Hamlet-Text überliefert ist, verwerfen natürlich den Folio-Text keineswegs in Bausch und Bogen, sondern betrachten ihn als Correctiv für unrichtige oder minder gute Lesarten der QB, wobei freilich jeder einzelne Fall kritisch unter

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