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zwischen den Produktionskosten und den zu erzielenden Verkaufsbeziehungsweise Vermietspreisen. Aber nicht nur das Geldeinkommen der Unternehmer kommt dabei in Frage; auch der Lohn der landwirtschaftlichen und gewerblichen Arbeiter, zumal der städtischen, besteht fast durchgängig in einem Geldpreise. Damit ist die eminente Wichtigkeit der Preise für Unternehmer und Arbeiter in den erwähnten Hauptproduktionszweigen und demgemäß auch für deren Haus- und Familienangehörige erwiesen.

Welche Bedeutung die in diesen Produktionszweigen Beschäftigten schon der Zahl nach für das Leben im Staate haben, geht daraus hervor, daß nach der Berufsaufnahme vom 2. Juni 1882 (vgl. Rümelin „Bevölkerungslehre" in Schönbergs Handb. der polit. Dekonomie. 2. Aufl. Bd. II, S. 934) im Deutschen Reiche von 454 Millionen Einwohnern gezählt wurden:

in der Land- und Forstwirtschaft nebst
sonstiger Urproduktion
Gewerbethätigkeiten mit Einschluß des
Bergbaus und Bauwesens
Handel und Verkehr mit Einschluß der
Gastwirtschaft

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1 570 318 2 960 762 4 531 080 16 203 279 23 611 336 39 814 615 1)

Was aber den Lebensunterhalt betrifft, so muß nahezu jeder selbständige Mensch, auch wenn er diesen Erwerbszweigen nicht angehört, fortwährend als Käufer und Verkäufer, Mieter oder Vermieter auftreten, um seine Lebensbedürfnisse aller Art zu decken. Damit erweitert sich die Wichtigkeit der Preise über das Gedeihen der wirtschaftlichen Unternehmungen hinaus zu einer Basis für die Beurteilung der gesamten Lebensunterhaltskosten.

1) Die korrespondierende Zahl für Desterreich (d. h. die im Reichsrate vertretenen Königreiche und Länder) ist ca. 18,4 Mill., bei einer anwesenden einheimischen Bevölkerung von ca. 21,8 Mill. nach der Zählung vom 31. Dezember 1880. Die 18,4 Mill. verteilen sich wesentlich anders als im Deutschen Reiche, nämlich

mit ca. 12,2 Mill. auf die Land- und Forstwirtschaft,

mit ca. 5 Mill. auf Gewerbe und Industrie aller Art,

und ca. 1,2 Mill. auf Handel und Verkehr (erl. Geld- und Kreditinstitute). Siehe österreichisches statistisches Handbuch, 2. Jahrg., 1883, Wien 1884, S. 4 bezw. 8 und 9.

Wasserrab, Preise und Krisen.

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Darauf beruht die kulturelle und geschichtliche Bedeutung der Preise, auf welche v. Helferich treffend wie folgt hingewiesen hat 1): „Eine vergleichende Geschichte der Preise sagt dem Historiker mehr, als man nach dem ersten Anschein glauben möchte. Wenn man weiß, wie jede Klasse der Bevölkerung von einer Zeit zur anderen leben konnte, wie groß die Summe materieller Genüsse war, welche einem Volke im Vergleich zum anderen, oder einem Stande der Gesellschaft im Vergleich zum anderen in jeder Epoche der Geschichte zu Gebote stand; wenn man die Fortschritte und Rückschritte im ökonomischen Befinden einzelner Volksteile und ganzer Marktgebiete kennt, so werden manche Erscheinungen der Geschichte sich aufhellen -".

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Nur in Kürze ist hier noch einer anderen Bedeutung der Preise zu gedenken, nämlich jener rein ökonomischen, welche mit dem schwierigen Problem des Geldwertes und seiner Veränderungen 2) dadurch zusammenfällt, daß jeweils mit der Gesamtheit der in Geld ausgedrückten Preise auch der Preis des Geldes selbst (Geldwert) gegeben ist. So wird es bei Untersuchungen über die Gesamtpreisbewegung auf dem allgemeinen Markte während eines bestimmten Zeitraumes erforderlich, die Produktions- und Tauschvorgänge nicht nur auf Seite der Waren und Dienste, sondern auch auf Seite des Geldes in Betracht zu ziehen, wodurch sich unter Umständen schwerwiegende Konsequenzen für Währungsfragen ergeben können.

Es sind also starke und allgemeine Preisbewegungen nach mehreren Seiten hin von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung. Doch wird auch klar, daß die Untersuchung der Preisveränderungen und ihrer Ursachen mannigfache Komplikationen und Schwierigkeiten bieten muß. Diese lehteren werden wir im zweiten und dritten Abschnitt noch näher kennen lernen.

1) Von den periodischen Schwankungen im Wert der edeln Metalle von der Entdeckung Amerikas bis 1830. Nürnberg 1843. „Vorrede."

2) Ueber die Wirkungen dieser vgl. v. Helferich, Von den periodischen Schwankungen im Wert der edeln Metalle 2c., S. 9—16.

II. Die Krisen und die Preisbewegung.

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Seit dem Börsenkrach" vom Mai 1873, und weiterhin, seitdem die Depression in Handel und Wandel mit dem Jahre 1875 allgemein geworden 1), ist mit nur kurzen Unterbrechungen das Wort „Krisis" in aller Mund geblieben. Unter dieser Bezeichnung sind nun freilich außer der Preisbewegung, welche wir vorzüglich zu untersuchen haben, auch verschiedene andere Momente von Bedeutung mitgedacht und mitverstanden.

Dahin gehört vor allem die ganze Gestaltung der Kreditbewegung, ferner die Frage nach dem Umfang, d. i. nach Einschränkung oder Ausdehnung der Geschäfte im allgemeinen, sowie die Frage nach der Leichtigkeit oder Mühe, mit der dieselben abgeschlossen werden. Weiters ist dahin zu rechnen die Rentabilitätsfrage, zumal bei so wichtigen Produktionszweigen wie Land- und Forstwirtschaft, Gewerbsthätigkeit und Handel. Hierbei ist ebenso die Lage der Unternehmer, also etwaige Zunahme von Verschuldung, Konkursen und Subhastationen, wie auch die gesamte ökonomische und soziale Lage der Hilfsarbeiter in der Landwirtschaft und Industrie in Betracht zu ziehen. Sodann gehört dahin auch der Kampf, der innerhalb einzelner Produktionszweige zwischen bestimmten

1) Vgl. aus dem Final Report of the Royal Commission appointed to inquire into the Depression of Trade and Industry, London, December 1886, S. X und S. XLIII (Majoritäts- und Minoritätsbericht übereinstimmend): Taking the written and oral evidence as a whole, there seems to be a general agreement - that the depression dates from about the year 1875 and that with the exception of a short period of prosperity enjoyed by certain branches of trade from 1880 to 1883 it has been tolerably uniform and general. Vgl. auch Wells, „The Fall of Prices“, in Contemporary Review, October 1887, S. 523-548. S. 524... no peculiarity of currency banking or standard of value, no form of government, or incidence and degree of taxation, or military system, or condition of land tenure, or legislation respecting trade tariffs and bounties, or differences in the relation between capital and labour in different countries, has been sufficient to guard and save any nation from the economic disturbance or trade depression which has been incident to such changes in prices — welche letteren als in extent and character without precedent in the worlds history be zeichnet sind.

Unternehmungsarten und Formen, wie zwischen Klein- und Großbetrieb, Handwerk und Industrie 1), geführt wird, und so manche verwandte Frage mehr.

Indes werden wir bei den Krisen im technischen Sinne finden, daß gerade die Preisbewegung immer, bald direkt bald indirekt, in Mitleidenschaft gezogen ist. Und bei gewissen Krisen ist sie sogar so sehr das entscheidende Symptom, daß hierneben andere Erscheinungen sich nur als begleitende Umstände von sekundärer Bedeutung darstellen. Wie man nun Krisen dieser Art nicht ohne Eingehen auf die Preisbewegung vollständig verstehen kann, so seht umgekehrt eine Untersuchung umfangreicher und abnormer Preisbewegungen, wenn sie erfolgreich sein soll, auch Klarheit über Wesen, Arten und Erscheinungsformen der Krisen voraus. Damit ist unsere nächste Aufgabe bezeichnet, und ihre Lösung wird wesentlich dazu beitragen, die Beurteilung der Preisveränderungen nach Charakter, Tragweite und Ursachen derselben zu erleichtern.

1) Die Wirtschaftskrisen im allgemeinen.

Die Litteratur zur Lehre von den Krisen ist nicht gerade arm zu nennen, und doch ist der Stand der Lehre nicht so befrie digend als man nach der Wichtigkeit des Gegenstandes vermuten möchte. Bei Adam Smith findet sich nur da und dort eine gelegentliche Hindeutung auf diese Materie, nirgends eine ausführlichere Behandlung derselben. Ricardo gedenkt ihrer in dem Kapitel „Ueber plögliche Veränderungen im Gang der wirtschaftlichen Unternehmungen 2), wie immer in scharfer, aber in einseitiger Auffassung von der Konsumtionsseite her. J. B. Say3) benüßt die Darstellung

1) Zu den Handwerken, welche von der maschinellen Großindustrie so gut wie erdrückt sind, kann man die Nagelschmiederei, Seilerei und wohl auch schon die Weberei rechnen.

2) The Works of David Ricardo edited by Mc Culloch, London 1846, „Principles of politid Economy and Taxation Ch. XIX“ S. 159 bis 164. On sudden changes in the channels of trade."

3) Say, Cours complet d'Economie politique pratique. Sixième édition 1 vol., Bruxelles 1843, IIIme Partie. Des échanges et des monnaies S. 158-233, vorzüglich Chap. XIX. „Abus des banques de circulation." S. 222-226.

vom Gütertausche und dem Gelde zur Einflechtung einzelner Säße über Krisen und zu einer ausführlicheren Schilderung der englischen Krisis von 1825. Im übrigen ist seine Theorie von der Unmöglichkeit einer allgemeinen Ueberproduktion gegen Malthus und Sismondi- bemerkenswert 1). Auch Rau begnügt sich noch in der 3. bis 6. Auflage seiner „Grundsäße der Volkswirtschaftslehre" mit Bemerkungen, welche die Lehre von den Krisen bloß streifen. So bei der Darstellung der Verhältnisse der Gewerke 2), indem er auf die durch Einführung neuer Maschinen jeweils vorübergehend bewirkten Stockungen und auf die Rückwirkungen hinweist, welche daraus für die Arbeiter entstehen können. In der 6. Auflage von 1855 ist zwar in § 398 b S. 523 auf Ueberproduktion und Stockungen im Absaß der Gewerkserzeugnisse hingewiesen, jedoch ohne nähere Erörterung der Absaßkrisen.

Genauer geht schon John Stuart Mill, „Principles of Political Economy", Book III Ch. XII Influence of credit on prices § 3 People's Edition S. 318–320, auf die Krisen ein; aber auffallenderweise nicht mit jener Schärfe und Subtilität der Unterscheidung, welche diesen Schriftsteller sonst auszeichnet – wenn gleich in dem auch hierher gehörigen Book IV Ch. 4, „Of the tendency of profits to a minimum" 3) (People's Edition S. 439 bis 448) ein Ansaß zu einer Theorie der Krisen gefunden werden möchte. Der erste Schriftsteller, welcher den Krisen eine ganz ausführliche und vielfach lehrreiche Darstellung gewidmet hat, war Wilhelm Roscher; durch seine Abhandlung1), auf welche wir

1) Say, Cours complet, „Tous les produits ne surabondent pas en même temps." 6me Edition, S. 718. Vgl. dazu S. 162–166. Aehnlich John Stuart Mill, „Principles“, Book III Ch. 14. Of excess of supply. Dagegen neuerdings die überzeugenden Ausführungen zu Gunsten der Möglichkeit· eines general overtrading" oder „general glut" in Wilh. Roscherz „System der Volksw.“, Bd. I, 14. Aufl., § 216.

2) Rau, Lehrbuch der politischen Oekonomie, 3. Aufl., 1837—1839, Bd. I 5. Buch II. Abschnitt S. 436–452.

3) D. i. Rückgang des Unternehmergewinns und des Zinsfußes bei zu= nehmender Ausdehnung und Intensität der Wirtschafts-, insbesondere Industrieund Handelsthätigkeit.

4) Roscher, „Ansichten der Volkswirtschaft aus dem geschichtlichen Standpunkt“, erstmals 1861, 3. Aufl., 2 Bände, 1878; II. Bd. sub XV, Zur Lehre von den Absaßkrisen, zuerst geschrieben 1849, S. 355–493.

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