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In dem zweiten Theile seines Vortrages stellt der Verf. sich die Aufgabe, alle diese Differenzen und Gegenfäße zu vermitteln, das Wahre aus allen zu entnehmen, ohne doch ein unwissenschaftliches, unorganisches Gemenge daraus zu machen. Er vertheilt, indem ihm dabei die ältere Eintheilung der Gymnasien in 5 Klassen vorschwebt, den gesammten Lehrstoff auf 5 Stufen, von denen jedoch die legte auf die Universität hinüberreichen soll. "Auf der ersten Stufe, der Quinta eines Gymnas fiums, soll dem Kinde, das von Hause die Kenntniß des Hochdeutschen mitbringt, soweit es das Hausdeutsch und zum Theil auch das Gesellschaftsdeutsch betrifft, als einziges Lehrmittel ein tüchtiges Lesebuch in die Hand gegeben, der Text des Geles senen ihm in jeder Beziehung zum Verständnisse gebracht, und vom Lehrer nach einem bestimmten, aber dem Kinde nicht bewußten Plane und Stufengange grammatische Bemerkungen und sprachliche Beobachtungen aller Art angeknüpft werden. Auch sollen dabei grammatische Kunstausdrücke gebraucht und zum geläufigen Verständniß gebracht werden. Neben dem Analysiren des Textes soll der Schüler zu mannigfaltigen Nachbildungen des Mustertextes angeleitet, und soll dabei auf mündliche Nachbildung nicht minder als auf schriftliche Gewicht gelegt werden. Hier warnt der Verf. sehr richtig vor dem zu vielen und zu scharfen Rügen der auf dies ser Stufe vorkommenden Fehler und Verstöße, indem die Produktionslust der Jugend dadurch nur gestört werde. Der Verf., als erfahrner Schulmann, erkennt damit an, wie sehr es Noth thut, bei dem Schüler Vertrauen auf seine eigne Kraft zu wecken. Für den deutschen Unterricht auf dieser Stufe verlangt der Berf. 4 · wenn es angeht 6 Lehrstunden, gewiß nicht zu viel! Auf der zweiten Lehrstufe, der Quarta eines Gymnasiums, will nun der Verf., daß den Fehlern, und zwar sowohl den grammatischen, als den stilistischen, ernstlich zu Leibe gegangen werde. Es soll eine systematische Belehrung über die gangbaren Sprach, Schreibund Stilfehler stattfinden; dieselben sollen in einer geordneten Uebersicht vorgeführt werden. Hier scheint der Verf. der von ihm sogen. correktionellen Methode, der die Grammatik als Polizeireglement dient, etwas zu viel eingeräumt zu haben, indem die Vorführung des Richtigen gewiß besser zur Vermeidung der Fehler dient, als die Systematisirung dieser selbst. Auf dieser Stufe sollen die früheren schriftlichen Uebungen zu förmlichen Aufsägen gesteigert werden, wobei wieder vor zu vie ler Correktur gewarnt wird. Den Forderungen der logischen Schule zu genügen, soll der Quartaner Flexionstafeln erhalten, aber keinen vollständigen Leitfaden, der des Schülers Verständniß und Aufmerksamkeit, des Lehrers Freiheit beschränkt. Für Quarta genügen 4 Stunden, je eine für Lesebuch, Aufsäge u. s. w. Sollte es an Zeit fehlen, so könnte die Stunde für das Lesebuch wegfallen; doch wird hinzugefügt, daß dies eine fühlbare Lücke im Unterricht hervorbringen würde. Gewiß wäre viel eher die für die Fehlermethode angesezte Stunde zu entbehren. Auf der drit ten Stufe, der Tertia eines Gymnasiums, sollen bei der Lektüre, ästhetische und literarhistorische Notizen gemacht, die Stillehre vollendet, Aufsäße mit erweiterter Correktur angefertigt und die nunmehr bis zu einiger Fertigkeit erlernten fremden Sprachen mit dem Deutschen verglichen werden. Doch foll Lezteres nicht in einer besondern Lehrstunde, auch nicht von dem Lehrer des Deutschen allein, sondern von Seiten sämmtlicher Sprachlehrer getrieben werden. In Secunda soll der Lehrer des Deutschen die Sprachvergleichung selbst übernehmen und eine wissenschaftliche Betrachtung des gesammten deutschen Sprachgebietes mit Einschluß des Lerikalischen und Synonymischen damit verbinden. Die Auffäße sollen mit mündlichen Vorträgen abwechseln, und bei der Lektüre soll Poetik getrieben werden. Auf der leßten Stufe soll Geschichte der deutschen schönen Literatur vorgetragen und Alt- und Mittelhochdeutsch gelehrt werden. Lezteres will der Verf. jedoch lieber der Universität zuweisen, da in Prima mit der in Secunda begonnenen wissenschaftlichen Betrachtung des deutschen Sprachgebietes fortgefahren werden müsse. Gewiß hat der Verf. mit der Befürchtung Recht, daß die Schule zur Betreibung des Alt- und Mittelhochdeutschen keine Zeit finden werde. Dies der vom Verf. vorgeschlagene Lehrgang, der, wenn sich auch im Einzelnen Manches daran ausseßen ließe, doch m Ganzen die verschiedenen Methoden auf eine só passende Weise vereinigt und

ihr Gutes geschickt benutzt, daß man einer jeden Schule nur eine möglichst genaue Befolgung desselben wünschen kann. Zum Schluß erhält der Leser noch zwei Tabellen, die eine zur Uebersicht des angegebenen Lehrganges, die andere zur Ueberschauung der Entwicklung der verschiedenen Schulen deutscher Sprachlehrkunft nach deren geschichtlichem Verlaufe.

Dr. G. Petri.

Miscellen ̧

Noch einige Bemerkungen über die Ableitung des Wortes

Knabe.

Unter der Ueberschrift: „Etymologische Lese aus dem Plattdeutschen" stellt Hr. Gliemann im 2. Heft d. 8. Bds. d. Zeitschr. Untersuchungen über die Ableitung der Wörter Knabe und Mädchen an, welche wohl einer genaueren Beleuchtung werth sind. Die nachstehenden Bemerkungen mögen weniger als eine Kritik, denn als eine Ergänzung jener Untersuchungen Behuss der Verständigung über diese interessante Frage betrachtet werden

Hr. G. hält die Wörter Knabe und Mädchen analog dem hebräischen sachâr und n'kebhâh für hergenommen von den äußeren Geschlechtsmerkmalen. Er findet in beiden Wörtern Stämme, von denen jener den Begriff eines kurzen Stückes Holz, eines Stiftes (verwandt mit Knüppel, Knebel, Knopf u. s. w.), dieser den der schlauchartigen Höhlung (verwandt mit Magen) ausdrückt. Im Allgemeinen ist hiergegen nichts einzuwenden. Es läßt sich vielmehr behaupten, daß in den meisten Sprachen (wo nicht in allen) die Forschung nach der Etymologie der Wörter für die Begriffe männlich und weiblich in letter Instanz zu der Bezeichnung der körperlichen Geschlechtsmerkmale gelangen würde*). In lehter Instanz; es fragt sich nur, ob diese lehte Instanz wirklich das Ziel der Etymologie in allen Fällen sein darf, ob nicht vielmehr die zwischen der Bedeutung des abzuleitenden Wortes und der des Stammes liegenden Mittelglieder ins Auge zu fassen sind, von denen alsdann dasjenige für die Ableitung zunächst in Betracht kommt, dessen besondere Bedeutung dem Bewußtsein des Volkes wahrscheinlicher Weise allein vorgeschwebt hat. Mit einem Worte, Hrn. G.'s Ableitung erscheint darum zu kühn, weil sie eine zu unmittelbare ist. Dies gilt besonders von dem Worte Knave.

Ein Blick auf die vergleichende Etymologie lehrt, daß in den Wörtern, welche den Begriff des Erzeugens und die damit in Beziehung stehenden ausdrücken, die Gutturale (besonders die Tenuis, seltener die Media) und zwar in den meisten Fällen in Verbindung mit der dentalen Liquida n in höchst auffallender Weise vorherrschen. So gr. der Begriff des Erzeugens: yevvaw, des Erzeugtwerdens: izvoμai mit der ganzen Sippschaft ihrer Derivaten bis ins Lateinische hinein (gewiß gehört auch das deutsche können hierher), das Erzeugte, deutsch Kind, engl. kind (Ge

*) In manchen Sprachen tritt dies allerdings ganz unverhüllt hervor, so pers. sen (mulier) von seden (Imperat. sen) = immittere.

schlecht), kindred (Sippschaft), das erzeugende Werkzeug: lat. cunnus (pudendum muliebre) mit seinen Ableitungen in den romanischen Sprachen, serb.: knete. Wir übergehen die zahlreichen Fälle, wo in den Beziehungen des Begriffs der Guttural ohne die Liquida n vorkommt), endlich das mit den erzeugenden Werkzeugen Ausgestattete: dän. kone (mulier), perf. kenīz (puella).

Daß Knabe mit in diese Reihe, welche noch bedeutend vervollständigt werden könnte, gehört, unterliegt wohl keinem Zweifel. Wir wollen nicht bestreiten, daß zwischen den von Hrn. G. angeführten Stämmen der Bedeutung: kurzes Stück Holz, Knebel u. f. w., und den von uns oben aufgezählten, welche den Begriff der Erzeugung ausdrücken, ein Zusammenhang besteht, doch berechtigt dieser noch keineswegs zu der Annahme, daß das Wort Knabe analog dem hebräischen sachâr unmittelbar von den äußeren Geschlechtsmerkmalen hergenommen sei. Mögen wir immerhin Begriff und Ausdruck des Erzeugens wieder als Ableitungen betrachten, hergenommen von den äußeren Geschlechtsmerkmalen, so erscheint es doch jedenfalls am natürlichsten und ungezwungensten, sie für das Wort Knabe als die úrsprünglichen zu betrachten.

Auf den ersten Anblick könnte es scheinen, als ob diese Ansicht ganz mit der des Hrn. G. übereinstimme und der ganze Unterschied eigentlich nur auf einer spigfindigen Auslegung beruhe. Man könnte sagen, Knabe heißt: ein mit Zeus gungswerkzeugen Ausgestatteter, und das Wort würde alsdann ganz natürlich in der obigen Reihe seinen Plag neben dem dän. kone und dem pers. kenīz erhalten.

Hier tritt nun aber der beachtenswerthe Umstand ein, daß wir in der betreffenden Abtheilung obiger Reihe nur Bezeichnungen weiblicher Personen finden. Eine unmittelbar bloß vom äußeren Geschlechtsmerkmal oder vom Zeugungsgeschäfte hergenommene Bezeichnung des männlichen Geschlechts als solchen*), kommt in feiner mir bekannten Sprache vor (denn das hebr. sachâr dient nur als Formwort, kommt also hier nicht in Betracht), und es scheint fast, als ob der (gleichviel ob gerechte oder falsche) Männerstolz der Naturvölker sich gegen eine solche Bezeich nungsweise gesträubt habe, wogegen eine analoge Bezeichnung des weiblichen Geschlechts ganz der ungebildeten Völkern eigenen Verachtung gegen dasselbe angemessen ist. Gebraucht doch noch heut zu Tage bei vielen Nationen der Pöbel die Benennungen der Geschlechtstheile als Schimpfwörter gegen Frauen.

Wenn es nun unzweifelhaft die Aufgabe der Etymologie ist, bei der Ableitung eines Wortes nicht sogleich auf die allerfrüheste Bedeutung eines Stammes, sondern zunächst auf dasjenige Mittelglied zwischen der jeßigen und der frühesten Bedeutung zurückzugehen, welches dem Bewußtsein der Nation am lebendigsten vorgeschwebt hat, so können wir dem Stamme kna (yɛvva — w) in Knabe zunächst keine andere Bedeutung als die des Erzeugens im passiven Sinne geben. Knabe würde demnach ein Erzeugter (xar' ¿§oxyv) bedeuten und dem Worte in obiger Reihe seine Stelle neben dem deutschen Kind anzuweisen sein.

Dr. Lemcke.

Der Ring, deutsches Gedicht aus dem 15ten Jahrhundert von Heinrich Wittenweiler.

Dieses für die Geschichte deutscher Sprache, Dichtung und Sitte mannigfach interessante, wenn auch theilweise rohe Erzeugniß ist kürzlich auf Kosten des literarischen Vereins in Stuttgart zum ersten Male im Druck erschienen und ich trage hier zu meiner Vorrede ein Paar Bemerkungen und Berichtigungen nach.

*) Wohl verstanden als solchen, d. h. im genauen Gegensaß zum weiblichen.

Das Gedicht schildert die Begegnisse einer Bauernheirath in ihren Anfängen, Festlichkeiten und nächsten Folgen. Es ist, was ich anzuführen nicht hätte unterLassen sollen, wie mich J. Grimm erinnert, eine weitere Ausführung des Schwankes von Maier Bezen und seiner Heirath mit Mezen, wie er in Laßbergs Liedersaal 3, 399, Graffs Diutisca 2, 78 und in dem Liederbuche der Häßlerin S. 259 bei Haltaus steht.

Der Name des alten Besizers der einzigen Handschrift, welche uns das Gedicht aufbehalten hat, ist, wie L. Bechstein behauptet, nicht Markwart von Blauburg, sondern von Glauburg und sei dieser Name in viele der ältesten Bücher der herzoglich meiningischen Bibliothek eingezeichnet. Um 1580 findet sich auch noch ein Justinian von Glauburg.

Der Dichter ist zuerst erwähnt in Bechsteins deutschem Dichterbuche, wo auch eine kurze Stelle „der Bauern Wappen“ mitgetheilt wird.

Ueber die merkwürdige Stelle von der Kriegsankündigung S. 201 redet J. Grimm, Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der kön. preuß. Akademie der Wissenschaften. Febr. 1851. S. 111 ff. Tübingen, 11. April 1851.

Adalbert Keller.

Weber Stfried.

Die elsässischen Neujahrsblätter enthalten einen Auffag von W. Wackernagel: Die altdeutschen Dichter des Elsasses: I. Otfried von Weißenburg. S. 210 fgg.

W. vermuthet nach dem Dialekt, daß Otfried an der nördlichen Grenze, wo die Mischung des Mitteldeutschen entsteht, geboren sei. Otfried scheint als Knabe für den geistlichen Stand bestimmt gewesen und in der Schule von Weißenburg erzogen zu sein. Um 830 kam er nach Constanz, dort besonders gebildet von dem spätern Bischof Salomon. Dann kam er nach Fulda, wo er mit den St. Gallern Hartmuth und Wernbert sich befreundete. 846 war er wahrscheinlich noch da, 847, wo Hrabanus nach Mainz kam, nicht mehr. Er kehrte nach Weißenburg zu= rück und wurde Meister der Klosterschule. Die dortige Bibliothek enthält werthvolle Schäße. Mit 868 verschwinden die Nachrichten über sein Leben. Prosaisches haben wir nicht von ihm. Lateinische Schriften von ihm sind verloren.

Sein Gedicht nennt er selbst liber evangeliorum, ein Abschreiber nach ihm „Evangelienbuch“, und so nennt man es auch am besten. Man kann es dreist fegen in 868, das einzige Jahr, in dem Ludwig der Deutsche des gerühmten Friedens sich erfreute.

Was den Werth des Otfriedischen Gedichtes betrifft, so halten wir fest, daß D. gelehrter Dichter ist, die epischen Gedichte der Vorzeit für unsittlich hält, die deutsche Sprache für ungeregelt. Seine Gelehrsamkeit führt ihn zur Spielerei, 3. B. darin, daß in den deutschen Zuschriften jede Strophe mit demselben Buchstaben beginnt und schließt und dann alle diese Buchstaben zusammen einen kleinen lateinischen Satz bilden, daß er die Eintheilung in 5 Bücher hernimmt aus einer Beziehung auf die 5 Sinne. Es ist eine Folge der Gelehrsamkeit, daß er die Trichotomie der Schrifterklärung (die buchstäbliche, allegorische und mystische) ins Evos einführt, daß er daher breit wird, da die deutsche Sprache für die didak tische Poesie noch nicht ausgebildet war, im didaktischen, dann aber auch im epischen Theile. So ist Otfrieds Gedicht das erste Lehrgedicht. Es ist aber auch das Vorspiel der Lyrik, da der Dichter sich öfters von seinem Gefühle so rein hinreißen läßt (W. hebt hier die schönen Stellen über die Vaterlandsliebe hervor), daß man bedauern muß, daß Otfried den Trieb seiner Natur selbst sehr verkannt hat. Die metrische Neuerung schließt sich an die Form des lateinischen Kirchengefanges, die Strophe und den Reim, nur daß an die Stelle der Jamben vier Äc

cente oder Hebungen treten und der Beschaffenheit seiner Sprache gemäß der Reim freier behandelt ist. Der Reim existirt auch früher schon, z. B. in Sprichwör tern, aber nicht in dieser Form; wesentlich neu ist die Stropheneintheilung, aber an sie war das Ohr durch die Kirche gewöhnt, auch ist Otfrieds Gedicht für den Gesang bestimmt. An die alliterirende Dichtung schloß er sich insoweit an, als je zwei der grammatischen Hebungen bei ihm den rhetorisch hervorgehobenen zwei Silben des alliterirenden Verses entsprechen; die alliterirenden Verse selbst, die sich bei ihm finden, find sicherlich älteren Gedichten entnommen: in den Versen, wo weder Reim noch Alliteration sich findet, sieht W. den Mangel lezter Feile. Viel Aehnlichkeit ist zwischen O. und Klopstock.

Was den Inhalt der Dichtung betrifft, ihren Umfang, ihre Didaris, Lyrik, die durch die ungewohnte Form herbeigeführte Redseligkeit, die die Erklärung so schwierig macht, so steht Otfried außerhalb des organischen Ganges der Literaturgeschichte, seine Nachfolger schließen sich von dem innern Charakter seiner Poesie ab und an den rein epischen Stoff an; aber dadurch, daß er eine neue Form einführte, die seitdem herrscht, die Strophen und den Reim, daß die Alliteration seit ihm nicht mehr vorkommt, ist er hochwichtig für die Literaturgeschichte.

Hölscher.

Als ein Zeichen, wie bekannte Erzählungen immer wieder mitgetheilt werden, kann der unter dem Titel „Ein Seitenstück zum Wartburger Autodafé 1817" in den Blättern für literarische Unterhaltung 1851, No. 37, veröffentlichte Bericht über die Göttinger Klopstocksfeier 1773 gelten. Weit ausführlicher ist diese jedem Primaner bekannte Scene in Prug's Göttinger Dichterbund S. 247 erzählt.

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Hölscher.

Von William Beattie M. D. ist ein Werk unter dem Titel,,Life and letters of Thomas Campbell" herausgegeben, welches den Freunden der englischen Literatur empfohlen zu werden verdient. Campbell's Stellung in der Walhalla britischer Dichter ist unbestritten; er machte sich derselben bereits im 21sten Jahre durch die Herausgabe seiner,,Pleasures of Hope" würdig. Wenige Jahre später veröffentlichte der Dichter die,,Gertrude of Wyoming, ,"welcher er vor seinem früheren Werke selbst den Vorzug gegeben haben soll. Von den in der ganz nächsten Zeit folgenden Dichtungen erscheinen die rührende Ballade:,,O'Connor's child," ferner ,Lochiel's Warning," ,,The battle of the Baltic" und ,,Glenara" als besonders beachtungswerth. Während der leßten vierzig Jahre seines Lebens zehrte er von seinem wohlverdienten Ruhme und beschäftigte sich fast ausschließlich mit Beurtheilungen fremder Werke und der Herausgabe von Zeitschriften. Wir erhielten freilich noch ein langes Gedicht ,,Theodric", welches indessen überall die kälteste Aufnahme fand und bald vergessen ward, obwohl es einzelne sehr schöne Verse enthielt. Der Dichter haderte mit dem Publicum, hoffte, daß man seinem Werke in späterer Zeit das verdiente Lob zuerkennen werde und ließ noch ein lehtes längeres Gedicht unter dem Titel,,The Pilgrim of Glencoe," erscheinen, welches die Kritik einstimmig für sein schwächstes Werk erklärte. Hr.. Beattie schildert in sehr anschaulicher Weise, wie alle sväteren Werke Campbell's gerade durch den Glanz und Ruhm seiner ersten Dichtungen in einen nachtheiligen Schatten geseßt seien. Die Biographie zeigt überdies, wie der Dichter anfangs der Begeisterung des Augenblicks folgte und deshalb Großes schaffen konnte, wie er aber später bei dem Ringen nach Bilderwerk und dem Bestreben, die nothwendigsten Lebensbedürfnisse zu befriedigen, nicht mehr Ursprüngliches, sondern nur Gemachtes hervorzubringen vermochte.

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