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Die nicht logische Seite der deutschen Sprache.

Ueber die sogenannte Enallage im Deutschen.

Die Grammatiker gebrauchen das Wort Enallage, wenn eine Wortform oder Biegung mit einer andern vertauscht' wird'; die Vertauschung eines Redetheils mit einem andern, z. B. eines Substantivs mit einem Adjektiv, nennen sie Antimeria.

Wir kümmern uns um die feinern Unterscheidungen der Grammatiker hier wenig und haben die obige Ueberschrift gewählt, um eine Reihe Unregelmäßigkeiten zur Sprache zu bringen, die, in den Gebieten beiber Benennungen liegend, sicherlich Beachtung verdienen und unter jenem Namen sehr bequem zusammengefaßt werden können. Die Philologie will ja vorzugsweise darthun, wie die geistreichsten Völker ihre Gedanken in Worte verkörperten. Da aber bei diesem Vorgange der Verstand nicht allein thätig ist, so wird es von nicht geringem Nugen sein, die Thätigkeiten der andern Seelenkräfte darzustellen. Durch eine wissenschaftliche Berücksichtigung der nicht logischen Seite der neuern Sprachen reihet sich die Behandlung derselben erst ehrenwerth der bisherigen Darstellung der alten an. Mehr, als es geschehen sollte, ist diese Betrachtung vernachlässigt und es sind derartige Fügungen einfach mit den Wörtern: fehlerhaft, sprachwidrig u. s. w. zurückgeschoben.

1) Ein zusammengeseztes Wort wird oft in Bezug auf die fernere Konstruktion betrachtet, als ständen die einzelnen Theile des Kompofitums da, oder auch bezieht sich die Konstruktion auf ein Adjektiv, als wäre es ein Substantiv, auf ein pron. adj., als wäre es pron. subst. Meißner sagt in seinem Masaniello (Carlsruhe 1786) S. 26: Zu des Volkes allerlegter Klasse gehörte Thomas Aniello, gewöhnlich Masaniello genannt, der Sohn eines armen Fischers von Amalfi, der selbst von Fischfang und von deren Verkauf kümmerlich sich nährte (= = vom Fange der Fische); Joh. v. M. (Thl. 30, St. u. Tüb. 1834, S. 169): Ich bin aufs neue, heller als je, von Vaterlandsliebe entflammt und entschlossen, so viel Stunden

ich kann, seiner (des Vaterlands) Historie zu widmen, und mit aller Betriebsamkeit, mit allem, was mir Gott giebt, dessen Bestes zu befördern; Schiller (Künstler): Ein streitendes Gestaltenheer, die seinen Sinn in Sklavenbanden hielten (Heer von Gestalten); Herder (Grab des Heilands) sagt: Er ging voran die Dornenpfade, die (Dornen!) noch dem Sterbenden sein Haupt im Kranze schmückten; Lichtenberg: Es ist eine bekannte Negel beim Kirchenbau, sie so helle zu bauen, daß man am Tage kein Licht nöthig hat; Allg. 3tg.: In der Sigung des Unterhauses vom 31. März kam durch eine Petition um Abschaffung des irischen Zehntens die Rede abermals auf dieses Land und die steigende Unsicherheit in demselben; Zeitgenossen: Talma hat mit allen Personen des Napoleonischen Hofes in freundschaftlichen Verbindungen gestanden. Die finnreichen Bemerkungen dieses außerordentlichen Mannes sind Talma von entschiedenem Nußen gewesen; Schiller B. 14, S. 241 (St. u. Tüb. 1828); Endlich erschien Tilly in der Mitte des Winters an der Spize von 20,000 Mann vor Frankfurt an der Oter, wo er sich mit dem Ueberreste der Schaumburgischen Truppen vereinigte. Er übergab diesem Feldherrn (Schaumburg) die Vertheidigung Frankfurts 2c.; Allg. Ztg.: Ein madrider Privatschreiben vom 7. d. M. versichert, es herrsche in dieser Hauptstadt nur eine scheinbare Ruhe; Morgenbl.: Auf einem genuesischen Schiffe nach dieser Küstenstadt gelangt, hoffte ich schnell die Handelsangelegenheiten abzuschließen; Lenau (Gedichte 1837, S. 138): Hier ist sein Bildniß an den Sarg geheftet, der einst gekommen schmachtend und entkräftet, der einst vor meiner Thür zusammenbrach, gebeugt vom Druck des Kreuzes und der Schmach, der mich um kurze Raft so bang beschwor; 3. v. M. 30. B., S. 223: Das vorige Säculum athmete französische Frivolität, das fünftige wird Muth an ihnen (den Franzosen) ternen; S. 147: Melde mir umständlich, was im Hause oder zu Neunkirch begegnet. Lestern (d. i. denen in Neunkirch) meine Liebe; Winkelmann (B. 11, Donaueschingen, 1815, S. 264: Man hat demselben dié hedlingerischen Münzen aufgehängt, welche er, um diesem Künstler Ehre zu machen.... wird stechen lassen. Solcher Konstruktionen giebt es im Griechischen gar viele. Voß übersezt in der Iliade 9, 381 ff.: Thebe, Ägyptos Stadt, wo reich sind die Häuser an Schäßen; hundert hat sie der Thor', und es ziehn zweihundert aus jedem,

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rüftige Männer zum Streit; Homer aber hat: hundertthorig ist sie und es ziehn 200 Männer durch jedes (Thor) ein. Herodot sagt 4, 110 nach der Uebersehung von Degen (Frankfurt 1788): bei welcher Gelegenheit sie (die Sauromaken) zuerst auf eine Roßheerde stießen. Dieser bemächtigten sie sich, sezten sich zu Pferde und plünderten die Skythen; der griechische Tert hat aber: „seßten sich auf dieselben (Rosse)“. Sophokles hat (Trach. 260): Herakles kam in die Euryteische Stadt. Denn dieser (Eurytos) sei, sagte er, einzig unter den Sterblichen Schuld 2c.; Eur. Hek. 21: als der våters liche Heerd verwüstet ward, er selbst aber (der Vater) fiel 2c.; Xen. Kyr. 5, 2, 15: Eure Wohnung ist viel größer, als die meinige, die ihr .. gebraucht 2c.; vergl. noch Plat. legg. 1, p. 644 d.; 9, p. 864 d.; Hesiod. Theog. 450. Im Latein sagt Livius 2, 53: Vejens bellum exortum, quibus Sabini arma conjunxerant; C. fam. 1, 9, 13: nostrum consilium, qui noluerim; Brut. 29: ad senatoriam sententiam, cujus (= senatus) erat ille princeps; Caes. b. g. 1, 40: in servili (servorum) tumultu, quos etc.

2) Das Pronomen oder Adjektiv weicht im Geschlechte von seinem Substantiv ab, weil der Schriftsteller die Bedeutung des leßtern einzig im Auge hat. Gaudy sagt in seinen Venetianischen Novellen (1838, B. 2, S. 61): Eine Theerjacke jammerte über die Mäßigkeitsvereine, denen sein Kapitän beigetreten = ein Matrose jammerte 2c.; Houwald (Vermischte Schriften, Lpzg. 1825, B. 1, die Freistatt S. 6): Ach, dieses Weib hat viel verloren und schien vom Schicksal doch erkoren, die Glücklichste der Glücklichen zu sein! Hold war sie, wie die Ros' im Lenze, und ihre schönsten Myrthenkränze flocht früh die Lieb' ihr durch das Haar. Es hatte sie ein Mann zum Weib erkiesen (?!!) 2c. 20.; Hirscher (Bibl. G. S. 63): Ein Weib, die eine Sünderin war, hatte 2c.; Voß (Uebers. des Ovid, Jo 22: O Mädchen, die würdig ich weiß nicht welchen Gemahl beseligen wird; Lenau (Gedichte 1837, S. 56: die Felsenplatte): Auch sein Mütterlein, die gute, wandelt lächelnd auf dem Stein, die so manches Jahr schon ruhte in dem öden Todtenfchrein; 137 (Ahasver d. ew. J.): du gleichst dem Zigeunerweib, die Karten schlägt; Schiller B. 7, S. 223 (Jungfr. v. O. 3. Auftr.): Da tritt ein braun Bohemerweib mich an mit diesem Helm... Geht zu den Lanzenknechten, sagt ich ihr.. Sie aber ließ nicht ab... da war das Weib mir aus den Augen, schnell, himvegge

rissen hatte sie der Strom des Volkes . . . . Was fällt dem Mädchen ein? Laßt ihr den Willen. (9. Auftr. S. 264): Wir wollen dieses Wundermädchen prüfen. Ist sie begeistert und von Gott gesandt, wird sie den König zu entdecken wissen; B. 11, 265: Das Frauenzimmer ist weiß gekleidet und ein Brillant spielt an ihrem Finger; Göthe (10, 139): Ein liebes Weibchen, mit der ich mich vertragen werde; 218: Ihr wißt, daß in dem Schloß . . ein Mädchen wohnt, Verwandte des Alonzo. Ich liebe sie; 21, 194: aus seinem ganzen Verfahren glaube ich, daß er wähnt, früher ein weibliches Wesen unsers Kreises verlezt zu haben, deren Schicksal ihn jezt beunruhigt; B. 6 der nachgelaff. W. S. 115: Mädchen, von der..; (Hermann u. D. Braunschweig bei Fr. Vieweg ohne Jahreszahl, S. 68): Fröhlich hörte der Jüngling des willigen Mädchens Entschließung, zweifelnd, ob er ihr nun die Wahrheit sollte gestehen; .. dienen lerne bei Zeiten das Weib nach ihrer Bestimmung; S. 70: überall dienet das Mädchen und ihr wäre zur Last, bedient im Hause zu ruhen; Leffing (E. Galotti Aufz. 1, Auftr. 6): Ein Mädchen ohne Vermögen und ohne Rang hat ihn in ihre Schlinge zu ziehen gewußt; B. 25, S. 134: ein Mädchen, das mit ihrem Liebhaber; Hoffmann bei Wolff S. 132: das alte Bettelweib, die auf den Stufen der Markuskirche saß; Uhland (Gedichte S. 225): Das Fräulein band um ihren Nacken; Fr. Jakobs (Aurora bei Wolff Encykl. S. 224, 1): daß ein Höcker auf dem Rücken für ein Mädchen ein Schönheitsdiplom ist, das ihr einen Anspruch auf den Apfel des Paris giebt? S. 241, 2: da er seine Neigung auf ein Fräulein im Orte warf, die mir auch sehr wohl gefiel.

Man sieht aus diesen Beispielen, daß bewährte Schriftsteller auch in demselben Sage ein Pronomen und ein als Apposition beigegebenes Adjektiv auf das wahre, nicht grammatische Geschlecht beziehen, häufig auch das Relativ. Dasselbe zeigt sich in folgenden Beispielen der bezauberten Rose von E. Schulze (Ges. 2, Str. 81): bei solchem Gruß, bei solchem hollen Walten wird auch dies Kind ihr reiches Herz entfalten; 83: Leis' umfloß ein grünes Nebelwehen das holde Kind, das nach und nach entschwand. Kaum konnte man ihr Antlig noch erspähen, zu Duft zerrann ihr seidenes Gewand; Luth. 3 M. 12, 2: Wenn ein Weib ... soll sie. sie...; 22, 6: Welche Seele der eins anrührt, die... soll von dem

Heiligen nicht effen, sondern soll zuvor seinen Leib mit Wasser baden; Luf. 7, 37: Weib, die war eine Sünderin.

Im Latein gewahren wir ähnliche Abweichungen. Vergl. Liv, 20, 12: Auxilia irati; 10, 1: capita conjurationis ejus. . . virgis cosi ac securi percussi sunt; duo millia Tyriorum crucibus affixi, Curt. 4, 19; Liv. 40, 41: ad septem millia hominum in naves impositos. Gehört auch das ea, bei C. fam. 2, 3, 1 hierher? Jedenfalls ist da eine Verschiebung, wenn quid zu lesen ift. Ter. Andr. 3, 5, 1: ubi illic est scelus, qui etc. etc.; C. Verr. 2, 32: Quod unquam hujusmodi monstrum aut prodigium audivimus aut vidimus, qui cum reo transigat, post cum accusatore decidat; ep. 1, 9: illa furia ... qui . . Tib. 4, 62: genus, apta vel herbis; Sall. Jug. 16; Liv. 2, 10: servitia.. suae libertatis immemores. Wenn aber Plaut. Bacch. 5, 1, 9 fagt: is me usque attendit dolis doctis indoctum scelus, so wird das wol eben so auffallend für den gebildeten Lateiner ge= wesen sein, als wenn es bei Rabener heißt die Fräulein", was freilich in der Umgangssprache. Manche sagen. Man findet auch doppelte Beziehung, eine nach dem grammatischen und eine nach dem natürlichen Geschlechte, wie bei: E. Th. A. Hoffmann (Doge und Dogereffa bei Wolff Enc. S. 130): Bettelweib, das um Almosen anzusprechen pflegte und der er manchmal einen sauer verdienten Quattrino hingeworfen. Sonderbar hat Brentano (die 3 Nüsse): in ein Bündel, den . . .

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Im Griechischen hat Soph. Philoct. 713: vyà, og...; Pind. Nem. 5, 43 (ed. Diss.) vos... μetaižavτa; Callim. N. in Cerer. 101: βρέφος... αὐτὸν ; Cavac. Pall. 87. τέκνον ἄλαστε, Π. 22, 84: φίλε τέκνον; 87: φίλον θάλος, ὃν . . . Cf. Od. 6, öv 157; Herod. 5, 115; Aesch. Agam. 120; Plat. Phaedr. p. 239. a; p. 240. a; Xen, Kyr. i, 2, 12; Eur. Suppl. 12; Andr. 571; Matth. 28, 19: πάντα τὰ ἔθνη, βαπτίζοντες αὐτοὺς; Rom. 2, 14; Anacr. ad. 3 foépos...péqovrα; Athen. Deipn. 13 p. 589 par: Λαΐς, ἡ μέγα κλέος.

3) Das Pronomen weicht in der Zahl von seinem Substantive ab (a); eben so das Prädikat von seinem Subjekte (b).

a) Bei Herder lesen wir (Ideen → Hindostan): Sonderbar tief ist die Einwirkung dieses Ordens Jahrtausende hin.. gewesen, da nicht nur ... ihr Ansehen und ihre Lehre noch unerschüttert steht 2c.;

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