II. Intelligenzblatt. (Bibliothekordnungeu u. s. w., neueste in- und ausländische Litteratur, Anzeigen u. s. w.) 1. Neueres Verzeichniss der Bücher der Domkirche zu Lübeck. 1633. Seite 1 9 2. Deutsche Bibliothek in Flensburg. Aufruf und Desideratenliste 3. Neueres Verzeichniss u. s. w. (Fortsetzung von Num. 1.) . . 13 4. Die Vermehrung der Handschriften in der Bibliothek der Universität zu Turin. Von dem Geh. Rath Neigebaur in Breslau 5. Neueres Verzeichniss u. s W. (Fortsetzung und Schluss von Num. 3.). 6. Englische Auctionspreise von Autographen 17 20 57 7. Regulativ für die Bibliothek des Königl. Sächs. MedicinalCollegiums vom Jahre 1865. 58 60 8. Desiderata bibliothecae regiae Holmensis 9. Bericht über die Hamburgische Stadtbibliothek im Jahre 1864. Von Stadtbibliothekar Prof. Petersen in Hamburg. 10. Die Bibliothek der Stadt Alessandria. Von dem Geh. Rath Neigebaur in Breslau 11. Die Amtsbibliothek des k. k. Polizei-Ministeriums zu Wien. Von Ebendemselben 12. Die öffentliche Bibliothek zu Lecce. Von Ebendemselben 13. Réglement pour le service de la bibliothèque de l'Université catholique de Louvain. 65 73 85 '. 89 14. Bibliotheca Americana vetustissima: a description of works relating to America and printed between the years 1492 and 1551. 92 15. Die Bibliothek des Breslauer Antiquariats von L. F. Maske. 17. Die Kaiserliche Bibliothek im Louvre zu Paris. Von dem Geh. Rath Neigebaur in Breslau 105 18. Eine Meistersängerhandschrift. Mitgetheilt von Max Brissel in München 113 19. Das Schlesische Provinzial-Archiv zu Breslau. Von dem Geh. Rath Neigebaur in Breslau 20. Der gegenwärtige Zustand der Bibliothek im Escurial. Von Ebendemselben . 137 21. Allgemeines Lexikon aller in Oesterreich vom Jahre 1750 bis einschliesslich 1860 gedruckten Bücher u. s. w. Herausgegeben vom Verein der österreichischen Buchhändler. Von Lechner, Mercy und Hölzel 22. Die Gemeinde - Bibliothek der Stadt Limoges. Von dem Geh. Rath Neigebaur in Breslau 145 23. Die Bibliothek der Stadt Montpellier. Von Ebendemselben 153 24. Die Universitäts- Bibliothek zu Barcelona. Von Ebendemselben 25. Die Bibliothek der Stadt Ostende. Von Ebendemselben 169 171 177 Beitschrift für Bibliothek wissenschaft, Handschriftenkunde und ältere Litteratur. Im Vereine mit Bibliothekaren und Litteraturfreunden Die Vadianische Bibliothek in St. Gallen. Deren Manuscripte und Incunabeln. Mitgetheilt von Dr. Anton Ruland, k. Oberbibliothekar zu Würzburg. Die Stadt- oder Rathsbibliothek in St. Gallen, begründet im Jahre 1536, und wohl zu unterscheiden von der St. Gallener Stiftsbibliothek, wird die Vadianische genannt, und führt diesen Namen von dem Manne, der als „Poeta, Orator, Medicus, Consul Sangallensis" seiner Zeit einen grossen Namen hatte, indessen ihn die neueste Zeit auch in die Gallerie „der Väter und Begründer der reformirten Kirche" aufnahm 1), von 1) Ueber Vadian haben Verschiedene geschrieben, indessen die Hauptquelle eine Lebensbeschreibung bildet, welche ein anderer St. Gallener Reformator, Johannes Kessler handschriftlich gefertigt. Vadiani vita ex Joh. Kesleri Vita Vadiani MS. et aliis deprompta" findet sich in M. ADAMI Vitae medicorum pag. 24, von da in die ,,Mémoires de Niceron" Tom. XXXVII. pag. 15 übertragen, Die weitere Litteratur findet sich in der neuesten Arbeit: „Joachim Vadian. Nach handschriftlichen und gleichzeitigen Quellen von Dr. Theodor Pressel, Archidiaconus in Tübingen. Elberfeld, 1861." VI u. 103 S., welche XXVI. Jahrgang. 1 Ioachimus Vadianus, oder Joachim von Watt, aus einem Adelsgeschlechte von St. Gallen, daselbst am 30. December 1484 geboren, welcher 1502 die Wiener Universität bezog, wo Conradus Celtis und Johann Cuspinian wirkten, denen er sich, wie sie selbst begeistert vom Humanismus jener Zeit, anschloss, wobei auch Mathematik und Astrologie nicht fehlen durften, wesshalb der dritte im Bunde seiner Lehrer Magister Georg Collimitius (Tannstätter) ward, dem der Humanist seine Liebe zur Astrologie, diesem privilegirten Aberglauben, der zur Zeit der Reformation unselige Früchte trug, hauptsächlich verdankte. Als Commilitonen fand er bereits zwei seiner Landsleute Ulrich Zwingli, den nachherigen Reformator, und den später berühmt gewordenen Heinrich Lorettus Glareanus. Durch seine Sprach- und Alterthumskenntnisse ausgezeichnet konnte er schon seit 1507 zwei Jahre lang statt des durch kaiserliehe Gesandtendienste verhinderten Cuspinian Poetik und Rhetorik öffentlich lehren, indessen er von 1510 bis 1518 Professor der Philologie, d. i. der Griechischen und Römischen Litteratur an der Hochschule war, deren Rectorat, vorher im Jahre 1514 vom Kaiser Maximilian zum Dichter gekrönt, er auch 1516 versah. Allein Vadian war nicht blos Philologe, er hatte auch Jurisprudenz und Theologie, zu allem Ueberflusse aber auch Medicin studirt, in der er am 14. October 1517, bereits in Würde und Amt stehend, als Licentiat der Wiener Facultät promovirte, und der er sich auch hauptsächlich widmete, als er Wien im Herbste, getrieben, wie es scheint, durch reformatorische Pläne, 1518 für immer verliess, um in seiner Vaterstadt die Stelle eines Stadtarztes (Stadtphysikus) anzunehmen, die ihm der Magistrat übertrug, in welchen er, nachdem er vorher sich 1519 verehelicht hatte, 1520 als Rathsherr eintrat, und endlich selbst 1526 die Würde des Bürgermeisters erhielt, die er benutzte die Reformation in der Stadt St. Gallen im Zwinglischen Sinne durchzuführen, nachdem er für solche heimlich und öffentlich, am Krankenbette wie an der Rathstafel gewirkt hatte, sich zumeist im Hintergrunde haltend, dabei aber die Triebfeder der ganzen Be wegung. Diesem Manne verdankt die Stadt nun ihre Bibliothek. auch zugleich eine Abtheilung, nämlich IX. (Supplement-) Theil der ,, Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der reformirten Kirche. Herausgegeben von Dr. J. W. Baum etc. etc. Eingeleitet von Dr. K. R. Hagenbach" ausmacht, Seite V und VI aufgeführt. In dieser übrigens einseitig geschriebenen und das katholische Leben nicht verstehenden Schrift finden sich S. 100-103 auch Vadians Schriften unter 27 Nummern aufgeführt Eine genaue bibliographische Beschreibung dieser Seltenheiten, worunter sich 20 in Wien von 1510 bis 1518 gedruckte befinden, oder doch wenigstens eine vergleichende Hinweisung auf M. Denis' Buchdruckergeschichte von Wien, wäre wohl sehr erwünscht gewesen. |