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sionen wie die des erstgenannten Canals. Wiewohl auf beiden Linien hohe Zollgebühren durch die Concessionseigenthümer erhoben werden, ziehen auch jetzt noch viele Schiffer diesen Weg der directen Passage im offenen Flusse vor, welche vorzugsweise vom durchgehenden Verkehr benutzt wird, während die beiden Canäle, da sie ein mit zahlreichen Fabriken besäetes Terrain durchschneiden, einen sehr erheblichen Lokalverkehr vermitteln.

17. Die Eure. Die Eure ist auf 15 km Länge von Louviers bis zur Mündung in die Seine mit 5 Schleusen, je 5,20 m breit und 37,40 m lang, canalisirt, hat aber an vielen Stellen nur 0,60 m Tiefe, so dass die Schifffahrt, zumal ein geeignetes Hinterland fehlt, kaum nennenswerth ist.

18. Die untere Seine von Paris bis Rouen. Die Seine windet sich in ihrem unteren Lauf mit vielen ausgedehnten Krümmungen durch ein breites, von mässig hohen Hügelketten begrenztes Thal. Ihre Länge, 241 km, beträgt nahezu das Doppelte der Luftlinie zwischen Paris und Rouen. An den meisten Stellen ist ihr Bett tief eingeschnitten, jedoch in durchlässigem Boden, so dass jeder Aufstau ein seitliches Ausweichen und Erhöhung des Grundwasserstandes zur Folge hat. Das durchschnittliche Gefälle beträgt 1:10000. Die Wassermenge bei Niedrigwasser in Paris wird auf 50 bis 100 cbm per Sec., die Wassermenge bei Hochwasser auf 1500 bis 2500 cbm per Sec. angegeben. Bis zum Wehre von Martot, 23 km oberhalb Rouen, ist der Fluthwechsel wahrnehmbar. Unterhalb dieser Stadt, die zu den bedeutendsten Seehäfen Frankreichs zählt, verkehren Seeschiffe bis zu 6 m Tiefgang ohne Beschwerde.

Im Anfange dieses Jahrhunderts existirten in der unteren Seine eine grössere Anzahl von Stromschnellen, auf welchen sich fast das ganze Gefälle concentrirte, sämmtlich hervorgerufen durch wehrartige Kies- oder Felsbänke, die das Flussbett in seiner ganzen Breite durchsetzten. Die Hindernisse, welche der Schifffahrt hieraus erwuchsen, waren derartig, dass man sich 1837, nachdem Poirée's Erfindung der beweglichen Wehre die Möglichkeit geschaffen hatte, das Hochwasser durch zeitweise Beseitigung der Stauwerke ohne Gefahr abzuführen, zur Canalisirung des Stromes entschloss. Nach dem ursprünglichen Project sollte durch 13 Wehre und durch Baggerungen die Minimaltiefe von 2 m herbeigeführt werden. Man glaubte jedoch, sich mit 1,60 m Tiefe begnügen zu können, zu deren Erreichung 7 Wehre als nothwendig angesehen wurden. Dieser reducirte Plan gelangte in grossen Zeitabständen von 1838 bis 1866 zur Ausführung. Die wenig rationelle Vertheilung dieser Stauwerke über die ganze Stromlänge, die geringe Sorgfalt, welche auf den Uferschutz verwandt wird, da

jedes Hochwasser die mühsam durch Baggerung gereinigte Fahrrinne mit Überresten der Uferabbrüche von Neuem verschüttet, endlich die Durchlässigkeit des Flussbettes, welche jeden Aufstau weniger wirksam macht als die Theorie berechnet, alle diese Umstände verursachten, dass die erwartete Minimaltiefe von 1,60 m in Wirklichkeit nicht erzielt wurde, sondern dass im Gegentheil an mehreren Stellen bei gewöhnlichem Niedrigwasser kaum 1 m Tiefe vorhanden ist.

Schon 1866 entschloss man sich, durch Neubau einiger Wehre und Erhöhung des Staues der alten Anlagen diese Übelstände zu beseitigen und eine Minimaltiefe von 2 m herbeizuführen. Der wirthschaftliche Aufschwung, den das Land bald nach dem Feldzuge von 1870/71 nahm, hatte eine Erweiterung jenes noch nicht zur Verwirklichung gelangten Umbauprojectes zur Folge. Durch erhebliche Vermehrung der Stauhöhe sämmtlicher, meist an der Stelle der früheren Wehre neu anzulegenden 9 Stauwerke hofft man, die geringsten Tiefen auf 3,20 m bringen zu können, eine Hoffnung, die nach dem entschiedenen Misserfolg der seitherigen Canalisirung etwas kühn erscheint. Mit dem Umbau ist bereits an allen Stellen begonnen. Während die jetzt bestehenden Schleusen 12,25 m breit und 120 m lang sind, sollen die neuen Schleusen 17 m Breite und 161 m Länge erhalten, um ganze Schleppzüge kleiner Seeschiffe passiren lassen zu können.

Der Verkehr auf der Seine ist trotz des unvollständigen Erfolges der Canalisirung sehr bedeutend und macht dem Eisenbahnverkehr eine glückliche Concurrenz. Der starke Bedarf der Grossstadt Paris an Gütern, welche langsamen Transport vertragen können, der Vorzug, einerseits an einen sehr frequenten Seeschifffahrtsweg, andererseits an mehrere unter günstigen Verhältnissen betriebene Binnenschifffahrtsstrassen anzuschliessen, endlich der Umstand, dass die durchschnittlich 30 km langen Haltungen den Dampfbetrieb ermöglichen, diess sind die Gründe, welche mächtiger als die Mängel der Canalisirung, die untere Seine zu einem der verkehrsreichsten Wasserwege Frankreichs gemacht haben. Die freien Dampfremorqueure konnten die Concurrenz der auf der Seine zu ihrer vollen Entwickelung gelangten Touage nicht bestehen. Die Gesellschaft, welche den Kettenschleppdienst von Paris bis zur Oise - Mündung bei Conflans versieht, erzielt pecuniär günstige Resultate; die Touage von Conflans bis Rouen rentirt weniger gut, kann sich jedoch erhalten, während in der maritimen Strecke unterhalb Rouen die Kette aufgegeben werden musste. In Rouen ist zur Zeit der Endpunkt der Binnenschifffahrt. Nur ein verhältnissmässig kleiner Theil der aus den Wasserwegen des Binnenlandes kommenden Fahrzeuge unternimmt die beschwerliche, oft sogar gefährliche Reise durch

das Mündungsbecken der Seine nach dem Seehafen Le Havre. Man beabsichtigt, einen Theil des Übergabeverkehrs zwischen Fluss- und Seeschifffahrt dorthin zu ziehen durch Anlage eines Canales von Le Havre nach Tancarville, welcher die für Binnenfahrzeuge schwierigsten Stellen der maritimen Seine, vor Allem die Mündung und den Einlauf durch die Molen des Seehafens umgehen soll. Falls die in Ausführung begriffenen oder doch der demnächstigen Ausführung harrenden Bauten den gehegten Erwartungen entsprechen, so wird nach ihrer Vollendung die Seine von Paris bis Le Havre in ganzer Länge sowohl für kleine Seeschiffe, als auch für Binnenfahrzeuge schiffbar sein; und während zur Zeit Rouen der Grenzpunkt beider Schifffahrtsarten ist, wäre in Zukunft Le Havre als Binnenhafen, Paris als Seehafen benutzbar.

Bevor die Wasserstrassen des Loire-, Garonne- und Rhône-Beckens, sowie die übrigen kleineren Gruppen einer näheren Betrachtung unterzogen werden, sei die Bemerkung eingeschaltet, dass die seither beschriebenen Schifffahrtswege bei Weitem die wichtigsten, ja fast die einzigen

Frankreichs sind, welche diesen Namen verdienen. Der bis jetzt besprochene Nordosten nimmt zwar nur etwa ein Fünftel des ganzen Landes ein; aber die Attractionskraft der Metropole und der Reichthum gerade der nördlichen und östlichen Departements an mineralischen Producten hat bewirkt, dass sich in diesem Fünftel wirklich lebensfähige Wasserstrassen entwickelt haben, während die meisten Flüsse und Canäle des Südens und Westens verödet und durch die Concurrenz der Eisenbahnen lahm gelegt sind. Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, dass nach Beseitigung mancher Übelstände, hauptsächlich der theilweise zu geringen Schleusendimensionen, der unzureichenden Tiefen und der mangelhaften Speise vorrichtungen, sowie durch den Bau einiger wichtigen Zwischenstrecken, endlich und hauptsächlich - durch Einführung des Dampfbetriebs auf allen denjenigen Strecken, die sich dazu eignen, die Binnenschifffahrt im nordöstlichen Frankreich noch weiter erstarken und einen Theil des Eisenbahnverkehrs, der ihr naturgemäss zukommt, gerade hier, wo sie die günstigsten Bedingungen ihrer Blüthe findet, früher oder später zurückerobern wird. (Fortsetzung folgt.)

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Die Sumpfregion des äquatorialen Nilsystems und deren Grasbarren.

Von Ernst Marno.

(Mit Karte, s. Tafel 20.)

Zu den seit Ende der Tertiärzeit bis zum heutigen Tag auf unserer Erdoberfläche ausgehenden Veränderungen, welche die Resultate geringer, momentan wenig auffallender, aber grosse Zeiträume hindurch andauernder Einwirkungen sind, gehören auch jene Bildungen, die wir als fluviatile bezeichnen, und welche in anschaulicher Weise das Gesetz der neuen geologischen Schule das Gesetz der steten Summirung der Einzelwirkungen demonstriren. Die fluviatilen Bildungen werden durch die Wirkungen des auf die Erdoberfläche fallenden, sich ansammelnden und abströmenden atmosphärischen Niederschlags erzeugt, indem die Erosionsproducte durch die abfliessenden Wasser kürzere oder weitere Strecken transportirt und wieder abgelagert werden; auch erleiden die erwähnten Bildungen durch den andauernden Process fortwährende Veränderungen. Obwohl sich diese Wirkungen in allen Stromgebieten geltend machen, so geschieht es doch in besonders auffallender und interessanter Weise am Nilsystem umsomehr, da hier zu den normalen Vorgängen noch andere, Veränderungen begünstigende Momente hinzukommen, wie solche eben in den letzten Jahren wieder Statt fanden. Gewiss

dürften an den Flüssen des äquatorialen Nilsystems Ereignisse solcher Art in früheren Zeiten schon vorgekommen sein, und nur der Umstand, dass unsere Kenntniss dieses Gebietes und seiner Flüsse erst seit sehr kurzer Zeit datirt und unvollständig ist, lässt uns dieselben auffallend, vielleicht selbst neu erscheinen. Sie sind diess eben nur für uns, nicht für das Flussgebiet, denn dasselbe trägt die Spuren solcher früher Statt gefundenen Vorgänge an sich, sein heutiges Bild ist eben nur das Resultat derselben und wird durch solche auch in der Zukunft stets weiteren Veränderungen unterworfen sein.

Östliches und äquatoriales Nilsystem. Abtragung und Ablagerung der Erosionsproducte. Werfen wir vor Allem einen Blick auf das nordöstliche Afrika und das Nilgebiet im Allgemeinen. Ersteres steigt von der Ostküste (in Abessinien) rasch zum hohen Gebirgslande an, welches nach kurzer Ausbreitung gegen W wieder allmählich abfällt, in fast direct südlicher Richtung aber wahrscheinlich bis in die Nähe des Äquators sich hinzieht. Analog diesem bildet das Nilbecken und dessen Abfall vom höheren Gebirgsland in das tiefere Flachland eine Curve, dessen stärkste Con

vexität in der Nähe des Äquators und gegen diesen zu gelegen ist. Hierdurch wird der Abfall des Nilbeckens der Längsaxe nach, d. h. von der Nähe des Äquators bis an das Mittelländische Meer, also auf eine sehr grosse Strecke vertheilt, und wird demzufolge eine weit geringere sein als der der Queraxe, in deren östlichen, kürzeren Hälfte derselbe wieder bedeutender sein wird als in der westlichen längeren Hälfte. Alle von Ost dem Nilsystem zukommende Flüsse durchlaufen daher ein langes Berggebiet und kurzes Thalgebiet, in welch' letzterem sie ihren ursprünglichen Charakter noch erkennen lassen.

So der Atbara und Bahr-el-Asrak mit ihren Zuflüssen. Mit raschem Laufe strömen diese noch durch das Flachland, ihr Thalgebiet, in scharf vorgezeichneten und tief eingeschnittenen Betten, deren steile, stellenweise terrassenförmige, lössähnliche Bildung zeigende Hochufer zur Zeit des niederen Wasserstandes zu Tage treten; nur im Rinnsal führen sie dann einen schmalen seichten Wasserlauf und stellenweise trocknen sie ganz aus, bilden nur Tümpel 1) und erhalten in dieser Periode keine andere Wasserzufuhr als durch unterirdische Infiltration zwischen den in das Flussbett abfallenden und von diesen durchschnittenen Schichten 2). Zur Zeit des Hochwassers dagegen werden wohl die Flussbetten in ihrer ganzen Tiefe und Breite mit Wasser gefüllt, ein weiteres Inundationsgebiet jedoch nur in Ausnahmefällen lokal und temporär geschaffen.

Ganz im Gegensatze zu diesen Flüssen des östlichen Nilsystems erscheint das äquatoriale. Was bei den Flüssen des ersteren Regel ist, wird an denen des letzteren zur Ausnahme und umgekehrt. Diese besitzen demnach ein kurzes Berggebiet und langes Thalgebiet, weit minder ausgesprochene Betten bestimmen ihren Lauf, keine Hochufer begrenzen denselben und dämmen die während der Regenperiode abströmenden Wasser ein. Die Ufer, wo von solchen überhaupt noch die Rede sein kann, verflachen sich in das ebene Land, welches mit ihnen fast dasselbe Niveau zeigt, so dass über den mittleren Wasserstand zum Vorschein kommende trockene Ufer zu den Seltenheiten gehören. Hierdurch wird ein mehr oder weniger ausgedehntes beständiges Inundationsgebiet geschaffen, welches so die günstigsten Verhältnisse darbietet, um die aus dem Berggebiete herbeigeführten Sedimente abzulagern, wodurch Veränderungen

1) Nach dem Grade des Austrocknens oder Versiegens kann man immer fliessendes Wasser führende, immer streckenweise Wasser enthaltende und nur während oder kurz nach der Regenzeit Wasser führende Wasseradern unterscheiden. Letztere, die Cheran (Plural von Chōr), nehmen gegen Süden und gegen das Gebirgsland hin an Zahl zu und enthalten hier längere Zeit hindurch Wasser.

2) Diess ist am Bahr-el-Asrak zur Zeit des tiefsten Wasserstandes oberhalb Lámboa stromaufwärts von Karkog sehr gut und auffallend zu beobachten.

der Richtung des Flusslaufes, Erhöhung der Flussbetten, Verminderung des Gefälles, sowie Nivellirung des ganzen Gebietes verursacht wird. Wenn auch momentan gering, so werden diese Veränderungen durch die Länge der Zeit, in welcher sie fortwährend Statt finden und summirt werden, bedeutend.

Zu diesen für die Entwässerung des Gebietes so ungünstigen Verhältnissen des äquatorialen Flusssystems kommt die vom Zenithstand der Sonne abhängige Regenperiode. Während dieser soll ein grosses Wasserquantum in kürzester Zeit abgeleitet, die Erosionsproducte in grosser Menge dislocirt und wieder abgelagert werden. Während die Flüsse des östlichen Nilsystems mit ihren tief eingeschnittenen Betten und bedeutendem Gefälle dieser Aufgabe vollkommen entsprechen und dadurch hauptsächlich im Unterlaufe und den Mündungen des Stromes in das Meer das so charakteristische und wichtige jährliche regelmässige Steigen verursachen, ist das äquatoriale Flusssystem aus den oben angeführten Gründen weit weniger dazu im Stande. Die Wassermengen werden also hier die wenig begrenzten Flussbetten und die tiefsten Stellen des Landes bald erfüllen, übersteigen, sich in dem ebenen Gebiete ausbreiten und somit noch weiter dazu beitragen, die erwähnten, diesem Flusssystem charakteristischen Eigenthümlichkeiten in erhöhtem Grade zur Geltung zu bringen.

Die Resultate dieser Verhältnisse und Vorgänge, die Art und Weise, wie sich Abtragung und Ablagerung in der Zukunft verhalten werden, dieses zu beurtheilen, wird uns nur dann möglich sein, wenn wir uns das heutige Bild dieses Gebietes und der an ihn bisher vorgegangenen Veränderungen vor Augen zu führen versuchen; von den Resultaten dieser Vorgänge aber wird die künftige Gestaltung dieses Gebietes, die Existenz der Flüsse und des festen Landes abhängen.

Der das obere und mittlere Nilbecken durchziehende Hauptquellstrom zeigt, wie jeder in seiner Bildung vorgeschrittene Fluss, mehrere Abschnitte seiner Entstehung. Die im hohen äquatorialen Afrika gelegenen Nilseen wurden, wie noch jetzt, schon in prähistorischen Zeiten von ihren Zuflüssen gespeist, die ihnen die auf ihrem Gebiete fallenden atmosphärischen Niederschläge zuführten. Die in diesen Reservoirs gesammelten Wassermassen durchbrachen schliesslich die sie umgebenden Bergwälle, und die abströ menden Wasser bahnten sich, diese Durchbrüche allmählich vertiefend und erweiternd, einen Ablauf aus dem Bergland in das tiefere Flachland, in das Thalgebiet des hierdurch entstandenen Flusses. Wasserfälle und Stromschnellen be zeichnen im Berggebiete diese einst Statt gefundenen Vorgänge und den Eintritt des Flusses in sein Thalgebiet, dessen Beginn man ungefähr unter dem 5° N. Br. setzen

kann, wo er unter dem Namen Bahr-el-Gebel1) in dasselbe gelangt.

Hier in dem ausgedehnten ebenen Flachland mit nur geringem Abfall verliert er bald alle Anzeichen eines Gebirgsflusses und folgt in der nur von wenig isolirten Erhebungen unterbrochenen Ebene 2) den geringen Terrainabfällen, bildet Inseln und Sandbänke, grössere und kleinere Arme und Canäle, von denen einer bei Bōr (6° 12' Nördl. Br.) gegen N verläuft. Hier hat der Fluss auch schon vollkommen den Charakter eines Flusses der Ebene angenommen. Die Strömung nimmt aber noch immer ab, die Ufer verflachen immer mehr, so dass er zahlreiche Wasserbecken in dem Flusslauf selbst und abseits desselben bildet und bei Ghaba Schambil (7° 6' Nördl. Br.) in eine ausgedehnte Niederung eintritt. Er erhält daselbst bedeutenden Zufluss von SSW, sendet etwas weiter stromab einen zweiten Arm gegen NO, der sich mit dem bei Bōr abgehenden zum Bahr-el-Seraf vereint; er selbst strömt in dieser Niederung in zahlreichen Windungen weiter, bis er unter 9° 29' N. Br. und 30° 34' Ŏ. L. v. Gr. mit dem fast direct von W kommenden, aus zahlreichen Nebenflüssen des westlichen und äquatorialen Nilbeckens sich bildenden und ebenfalls den Charakter eines Flusses der Ebene zeigenden Bahr-el-Ghasal zusammenfliesst. Beide Flüsse bilden hier eine ausgedehnte Wasseransammlung, den Mokren-el-Bohur, auch Maije oder Birket-el-Ghasal (Noō-See der älteren Karten, corrumpirt aus Nuehr-See) genannt.

Von dieser Vereinigung nimmt der Fluss erst den Namen Bahr-el-Abiad an, biegt von seinem nördlichen und nordöstlichen Laufe direct gegen O um und verläuft eine ansehnliche Strecke in dieser Richtung. Hier begleitet den Fluss nördlich und nahe von ihm das mit demselben in ungefähr gleicher Richtung strömende und mehrmals mit ihm in Verbindung stehende Chor 3) Fanakama (kleiner Kidi Werne's, Keilak Russegger's, Löllö Schweinfurth's); auf dieser Strecke münden der Bahr-el-Seraf und östlicher der Sobat *) (9° 21′ 23′′ N. Br., 31° 49′ Ö. L. v. Gr.). Von

1) d. h. Bergfluss, weil er eben von den Bergen, aus dem Gebirgsland, kommt.

2) Nach den letzten Ausläufern des Berglandes, den Bergen bei Gondokōro und Ladò, zeigt diese Ebene nur die unbedeutenden Berge des Bahr-el-Seraf und auf der Strecke von Faschōda bis Chartum den Gebel Metemer (Gebel Tefafam), den Gebel Ngāmati (Gebelēn oder Gebelel-Dinka) und den ganz unbedeutenden Gebel Auli am Ostufer, den Gebel Arasch-Kōl, Gebel Manderah und Gebel Berēma am Westufer. 3) Chor wird auch häufig für ,,Flussarm" gebraucht.

4) Derselbe besitzt in seinem noch unbekannten Oberlauf jedenfalls den Charakter eines Gebirgsflusses, nimmt aber an seinem Unterlaufe, so weit dieser bekannt, den Charakter eines Flusses der Ebene an. Bei Hochwasser zeigt er ähnliche rothbraune Färbung durch die in seinem Wasser suspendirten Erosionsproducte, wie der Bahr-el-Asrak, und zeigt derselbe auch in der übrigen Jahreszeit die grösste Ähnlichkeit mit dem genannten, so dass er im Volksmunde als zum Nil gehörend bezeichnet wird, welcher Name hier dem Bahr-el-Asrak, aber nie dem Bahr-el-Abiad gegeben wird.

der Mündung des letzteren an läuft der Fluss wieder in nördlicher und nordöstlicher Richtung mit zunehmendem Gefälle und allmählich ansteigenden Ufern, er bildet Inseln, Sandbänke und Arme, nimmt an Breite zu und während der Regenzeit einige ansehnliche von O kommende Cheran auf. Bei Chartum (15° 36' N. Br., 32° 36' Ö. L. v. Gr.) vereint er sich mit dem Hauptstrom des östlichen Flusssystems, dem Bahr-el-Asrak, und läuft als „Nil" in unserem Sinne im Volksmunde kurzweg,,Bahr", weil der Einzige, bezeichnet eine Strecke, bis er, ungefähr unter 16° N. Br., seit seinem Austritt aus dem Berggebiet wieder auf Berge stösst, die ihm einst eine Schranke entgegenstellten, seine Stauung und vielleicht selbst ansehnliche Seebildung veranlassten, bis auch hier ein Durchbruch erfolgte, worauf der Strom seinen Lauf fortsetzte und den See entleerte. Die noch vorhandenen Stromengen und Stromschnellen, die sogenannten 6ten Katarakten zwischen Chartum und Schendi, beweisen diesen einstigen Durchbruch. In seinem weiteren Verlaufe nimmt er noch den meist nur während und kurz nach der Regenzeit ihm Wasser zuführenden Atbara, den letzten, dem westlichen Nilsystem angehörenden Nebenfluss, auf und strömt, indem er noch fünf weitere ehemalige Schranken durchbricht (die sogenannten Nilkatarakten sind eigentlich nur Stromengen und Stromschnellen mit Felsen im Flussbett), dem Meere zu.

Die Strecke vom Eintritt des Flusses in sein Thalgebiet bis zu dem Durchbruch ersterwähnter Schranke, also eine Distanz von 11 Breitengraden oder 660 miles Luftlinie, durchläuft derselbe in einer Lauflänge von ca 1100 miles, indem die zahlreichen Windungen und langen Abweichungen von der Hauptrichtung ihn bedeutend verlängern. Auf diesem Abschnitte hat das Nilthal nur geringes Gefälle und in Folge dessen besitzen die Flüsse ebenfalls, besonders in der Niederung von Bōr bis zur Sobat-Mündung, nur geringe Strömung 1).

Die Abtragung und Ablagerung auf dieser Strecke wird nach den allgemeinen Gesetzen, angepasst an die lokalen und temporären Verhältnisse, vor sich gehen. Im Berggebiet und kurz nach dem Austritt aus diesem, im oberen oder südlichen Thalgebiet, wird erstere, im weiteren Verlauf letztere vorherrschend sein und dadurch dort Niveauverminderung, hier Erhöhung, also eine Ausgleichung des ganzen Thales und in Folge dessen stete Abnahme des Gefälles, verursachen. Ablagerung wird im Thalgebiete Statt finden, wo die Strömung durch lokale oder temporäre Verhältnisse noch weiter reducirt wird, also an den Einmündungen der Flüsse (und zwar desto mehr, je grösser

1) Chartum zu 378, Ladò zu 465 m Seehöhe angenommen ergiebt eine Differenz von 87 m; auf 12 miles des Laufes käme daher nur 1 m Gefälle, wenn dasselbe überall gleichmässig vertheilt wäre.

der Winkel ist, in welchem beide Strömungen aufeinander treffen), an den Convexitäten der Flussmündungen, Inseln &c. Aber auch Abtragung wird selbst im Thalgebiete noch Statt finden, wo die Strömung beschleunigt auf Hindernisse trifft, also an Convexitäten des Flusslaufes und besonders in der Regenperiode.

Leider fehlen uns für die Beurtheilung der durch diese beiden Factoren Statt gefundenen Veränderungen fast alle Anhaltspunkte 1). An dem nördlichen und südlichen Endpunkte dieser Strecke, sowie an den wenigen einzelnen Punkten derselben, wo allein Marken von Hochfluthen, Abtragungen und Ablagerungen möglich wären, wurden bisher keine Beobachtungen gemacht; das übrige gleichförmige Alluvialland dagegen bietet wegen der leichten und steten Veränderlichkeit, der es unterworfen ist, keine Möglichkeit zu Beobachtungen. Diess gilt sowohl von Veränderungen in verticaler Richtung, d. h. Niveauveränderungen des Flussbettes und des Gebietes im Allgemeinen, als auch von den in horizontaler Richtung Statt findenden, d. h. Veränderungen des Flusslaufes seinen Richtungen nach, und obwohl sich für letztere hie und da Anhaltspunkte finden, sind die daraus gezogenen Schlüsse vorläufig als hypothetisch zu betrachten. Zum sicheren Nachweis solcher Veränderungen fehlen vor Allem genaue Stromkarten in genügend grossem Maassstabe mit den Angaben der Elemente ihrer Aufnahmen. Die vorhandenen Karten können durchaus nicht auf jenen Grad von Genauigkeit Anspruch machen, dass man nach ihnen Statt gefundene Veränderungen mit Sicherheit nachweisen, sondern höchstens an einigen Stellen als wahrscheinlich Statt gefunden vermuthen kann. Es bleiben demnach nur jene Veränderungen mit Gewissheit bekannt, die gleichsam unter unseren Augen vor sich gehen und demnach viel zu kurze Zeit beobachtet sind, daraus zu weiteren Schlüssen zu berechtigen.

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Zu solchen in den letzten Jahren durch die normalen Vorgänge der Abtragung und Ablagerung der Erosionsproducte vor sich gegangenen Veränderungen gehören: Die Verlegung des östlichen Flussarmes bei Gondokōro, welche die Ursache war, dass diese Station aufgegeben und dafür Ladò etwas nördlicher am Westufer gegründet wurde. Nun soll sich seit kurzer Zeit der Arm bei Gondokōro wieder vertiefen, während bei Ladò die Strömung immer mehr gegen das Westufer drängt, hier dagegen den östlichen Arm verlässt und verlegt. Ferner die sich stets verändernden Inseln und Sandbänke auf der Strecke von Ladò

1) Bekanntlich versuchte man die Ablagerungen des Nil in UnterÄgypten, da, wo Denkmäler von bekanntem historischen Alter Anhaltspunkte boten, abzuschätzen. Die einzig bekannte Marke von Abtragung im Berggebiet dürfte wohl der Steintisch bei Gebel Regaf sein; die Nähe des Berges einerseits, die des Flusses andererseits verleiht jedoch auch dieser Marke eben nur lokalen Werth.

bis Bōr, wodurch der Hauptarm seit einigen Jahren unfahrbar geworden und ein östlicher Nebenarm, das Chor Kir Schambil, befahren wird. Die Ausmuldungen des Gebietes bei Ghaba Schambil, die complicirten Ablagerungsund Abtragungsverhältnisse am Mokren-el-Bohur und von da bis zur Sobat - Mündung werden wir in der Folge eingehender zu betrachten Gelegenheit haben. Während die Beschaffenheit der Erosionsproducte und des Flussalluviums des Berggebietes sandig, selbst schotterig ist, wird es bald (noch vor Bōr) erdig und humusreich, durch die stete Unterwassersetzung morastig und schlammig, mit verfaulenden vegetabilischen Resten und, in Folge des Abbrennens der Vegetationsdecke zur trockenen Jahreszeit, mit Asche und Kohlenresten vermengt und behält diesen Charakter weit nördlich von der Sobat-Mündung bei.

Auf der Strecke von Faschōda bis Chartum, wo der Strom die Grundfesten der einzelnen Berge bespült, werden die Erosionsproducte und das Alluvium wieder streckenweise sandig, ausgedehnte und sehr veränderliche Sandbänke entstehen im Flussbett und Sandablagerungen an den Ufern. Die Tura-el-chadra nördlich von Gebel Arasch-Kōl ist vielleicht ein alter Flussarm, vielleicht das ehemalige Hauptbett, welches durch Bildung von Sandbänken zuerst in N abgesperrt und bei immer zunehmender Versandung zum todten Arm geworden ist, wie er sich uns heute zeigt. Stete Veränderungen in Lage und Ausdehnung zeigen die Inseln und Sandbänke am Zusammenflusse des Bahr-el-Abiad und Bahr-el-Asrak, wo sich die Insel Tūti befindet, die aber schon im Alterthume unter den Namen Tatu erwähnt wird. Durch den Bahr-el-Asrak erhalten die Alluvionen ein neues, die bisherigen in Quantität weit überwiegendes Element, ein lössähnliches Erdreich, welches sich von jetzt überall vorwaltend geltend macht, wo im Verlaufe des Stromes Ablagerungen vorkommen und selbst für die Ablagerungen im Delta des Stromes das Hauptquantum liefern dürften.

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Das Sumpfgebiet des äquatorialen Nilsystems. wähnten im Vorstehenden, dass das Gefälle des Flusses von seinem Eintritt in das Thalgebiet bis zu seinem Durchbruch der ersten Schranke oder bis zu der Einmündung des Bahr-el-Asrak bei Chartum durchaus nicht gleichmässig vertheilt ist, sondern dass er in seiner südlichsten Partie, nahe dem Berggebiete und in seiner nördlichsten Partie von der Sobat-Mündung an, etwas stärkere Gefälle zeigt, wodurch auf die mittlere Stromstrecke eine Verminderung desselben entfällt. Es ist diess ungefähr die Strecke von Ghaba Schambil bis zur Sobat-Mündung und von da gegen W bis zur Meschra-el-Rek des Bahr-el-Ghasal. In diesem Gebiete zeigt das Land und die dasselbe durchziehenden Flüsse das geringste Gefälle, die wenigst markirten

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