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Am 2. Februar Vormittags wurde unser Gepäck auf die,,Seagull" eingeschifft; wir selbst, die an Europäern Lieut. Cockburn, Alex. Scott und mich, an Eingeborenen einen Dolmetscher, Koch, einen Zeltlascaren, einen Diener und zwei Kulies zählten, gingen später an Bord. Capt. Heron beabsichtigte noch an demselben Tage abzufahren, aber da der sehr heftige Monsun gerade auf den Hafen stand, so musste die Abfahrt bis zum nächsten Morgen verschoben werden. Obwohl der Wind am Morgen des 3. noch nicht viel schwächer geworden war, wurden doch die Anker gelichtet und die „Seagull" dampfte aus dem Hafen von Aden mitten in eine steife Brise hinein. Bis zum Nachmittag hatten wir jedoch gegen Wind und Strömung nur eine so kurze Strecke zurückgelegt und das Schiff stampfte und rollte dermaassen, dass Capt. Heron sich entschloss zu wenden und nach Aden zurückzukehren. So erfuhr denn die Expedition bei ihrem Beginn einen unangenehmen Verzug, denn wir mussten bis zum 6. Februar früh im Hafen liegen bleiben, erst dann dampfte die,,Seagull" wieder nach Socotra ab. Auch auf diesem zweiten Versuche hatten wir gegen schweres Wetter zu kämpfen, und bekamen wir erst am Morgen des 11. Februar Socotra in Sicht.

Mein Wunsch war in Hadibu, dem Hauptdorf der Insel, wo auch der Sultan residirt 1), zu landen; da aber unterwegs viel Kohlen verbraucht worden waren, die Rhede in Hadibu auch unsicher sein soll, so hielt es Capt. Heron für rathsam, in der Gollonsir-Bai vor Anker zu gehen, welche für die sicherste der Insel gilt und an ihrem Nordwest-Ende liegt. Vom Dorfscheich erfuhren wir, dass der Sultan sich gerade einige Meilen von Hadibu in seiner Bergresidenz aufhalte. Durch Boten übersandten wir ihm. daher die Empfehlungsbriefe von der Regierung in Aden, doch erst am 16. Februar traf in Gollonsir seine Antwort ein, eine Antwort sehr befriedigender Art, denn sie gestattete uns überall hinzugehen, wohin wir Lust hatten, und beauftragte zugleich den Dorfscheich und die umwohnende Bevölkerung, uns nach Kräften behülflich zu sein. Während wir auf die Antwort des Sultans warteten, brachten wir unsere Zelte, Vorräthe und alles Gepäck an Land, schlugen unser erstes Lager an dem Abhang eines Hügels nordöstlich vom Dorfe Gollonsir auf und gingen an unsere Aufgabe. Am 16. Februar verliess uns die „Seagull".

Bis zum 25. Februar erforschten wir von Gollonsir aus, welches wir zu unserem ersten Hauptquartier ausersehen hatten, die Umgebung nach S und Sw dann

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1) Als Hauptdorf der Insel galt bisher stets Tamarid oder Tamarida, auch Dr. Schweinfurth datirte seinen ersten Brief (19. April 1881) von Tamarid und spricht von dem Sultan daselbst. Nach der Admiralitätskarte und nach Ravenstein's Karte von Socotra in Geogr. Magazine 1876 liegt Hadibu etwas östlich von Tamarid. E. B.

brachen wir unsere Zelte ab, schickten das schwere Gepäck und die Vorräthe zur See nach Hadibu und brachen selbst zu Fuss dahin auf. Vier Tage nahm dieser Marsch in Anspruch, erst am 28. spät Abends erreichten wir Hadibu. Wir theilten dem Sultan unsere Ankunft mit und am 1. März kam er nun nach Hadibu, wo wir mit ihm eine Zusammenkunft hatten.

Jetzt errichteten wir unser Lager in der Ebene von Hadibu, ungefähr 1 mile von der Stadt entfernt, und verwendeten die Zeit bis zum 7. März auf die Untersuchung der prächtigen Haggier-Kette, welche sich im Süden der Ebene erhebt. Am 8. März liessen wir unseren Zeltlascaren zur Bewachung des Dépôts in Hadibu zurück und machten uns nach dem östlichen Ende der Insel auf den Weg; auf der Nordküste gingen wir nach Osten, erreichten Ras Momé 1), das östlichste Vorgebirge, und kehrten längs der Südküste zurück. Am 18. März waren wir wie der in unserem Lager bei Hadibu. Da wir bisher nur wenig von den südlichen Theilen der Insel zu sehen bekommen hatten, so brachen wir schon am 22. März zu unserem letzten Ausfluge auf, überstiegen die Haggier-Berge und kamen bei Nogad 2) an die Südküste. Eine Strecke weit zogen wir nun längs dieser hin, kreuzten dann die Insel wieder und kamen beim Dorfe Kadhab 3) abermals auf die nördliche Seite. Am 27. März kamen wir nach Hadibu zurück, wo am nächsten Morgen auch die ,,Dagmar" eintraf, welche vom Residenten express unsertwegen ausgesandt worden war. Ihre Ankunft war uns nicht unwillkommen, denn das Lager wurde bereits sehr ungesund Scott lag am Fieber darnieder, ein Kuli war am Sonnen. stich erkrankt und die übrigen Diener hatten alle vom Fieber zu leiden, und zwar in einem solchen Maasse, dass einige Zeit vorher kaum einer von ihnen arbeiten konnte und wir einige von den Leuten des Sultans miethen mussten.

Nachdem wir unsere Sammlungen und uns selbst an Bord gebracht hatten, verliess die ,,Dagmar" am 30. März Socotra, und am 3. April erreichten wir Aden nach einer sehr ruhigen, aber durch die Langsamkeit sehr langweiligen Fahrt. Wiederum begegnete man uns hier mit der grössten Freundlichkeit; General Loch und seine Gemahlin gewähr ten mir Gastfreundschaft in ihrer Wohnung. Unsere Sammlungen wurden nochmals sorgfältig durchgesehen und dann auf dem P. & O. Postdampfer,,Deccan", welcher am 10. April früh in Aden eintraf, verladen, um nach England spedirt zu werden. Ich selbst nahm auch Passage auf diesem Dampfer und kam über Brindisi bereits am 21. in London

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an.

Alex. Scott fuhr mit der „Deccan" bis Southampton, wo er Anfang Mai mit den Sammlungen eintraf. Lieut. Cockburn trat wieder in sein Regiment in Aden ein.

In allen Zweigen der Naturwissenschaften waren Sammlungen angelegt worden. Wie leicht begreiflich, schenkte ich der Flora auf der Insel ganz besondere Aufmerksamkeit, getrocknete Exemplare von 500-600 Arten blühender Pflanzen, sowie einige Cryptogamen befinden sich im Herbarium. Einige Species kamen lebend nach England, darunter besonders interessante Pflanzen wie der Drachenblutbaum und die echte Aloë. Leider ging eine Reihe lebender Pflanzen durch ein Missgeschick zu Grunde, und zwar in folgender Weise: Ich wollte die Mehrzahl der zarteren lebenden Pflanzen mit mir nach London nehmen, weil sie auf diesem Wege 14 Tage früher ankommen würden, als über Southampton. In Brindisi aber legte der Steuerbeamte Beschlag auf dieselben und bestand darauf, dass sie an Bord zurückgebracht würden, ja er erlaubte mir nicht einmal, sie auf ein anderes Schiff zu verladen, welches sie auf directerem Wege nach England gebracht haben würde. So mussten denn die Pflanzen hinauf nach Venedig und von dort wieder zurück nach Suez wandern, bevor sie ihrem Bestimmungsort zugeführt werden konnten. Und diess Alles, weil die italienische Regierung die Einschleppung der Reblaus befürchtet, ohne daran zu denken, dass sie schon mehr als zur Genüge im Lande vorhanden ist und dass sie nur auf Weinreben vorkommt.

Verschiedene Arten von Gummi, welche die Insel producirt und die im Handel verwendet werden, haben wir ebenfalls nach Hause gebracht. In der zoologischen Sammlung befinden sich einige Schlangen und Eidechsen, Vögel, Süsswasserfische, Mollusken, Crustaceen und Insecten verschiedener Arten. Von den Landmollusken kamen einige noch lebend nach England. Zwei Zibetkatzen, welche ich dem Zoologischen Garten lebend zuführen wollte, starben unterwegs.

Behufs Kenntnissnahme der geologischen Verhältnisse der Insel wurden von verschiedenen Plätzen ca 500 Handstücke von Mineralien gesammelt; plutonische, metamorphische und sedimentäre Formationen sind vertreten.

Leider konnte ich in der ersten Zeit nach meiner Rückkehr nicht dazu kommen, die Sammlungen zur Untersuchung zu vertheilen. Seit Kurzem ist diess jedoch erfolgt und die folgenden Herren haben sich zur Bearbeitung der verschiedenen Gruppen freundlichst bereit erklärt:

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In Übereinstimmung mit der Commission werden die Sammlungen in folgender Weise vertheilt werden: die erste Serie der zoologischen Sammlung geht an das Britische Museum über; die erste Serie von Pflanzen wird der Sammlung in Kew einverleibt; eine fernere botanische Collection kommt an das Britische Museum. Der Rest wird in verschiedener Weise vertheilt werden. Die Publication der Resultate liegt dem Ermessen der Commission anheim.

In diesem Berichte habe ich mich darauf beschränkt, den Verlauf der Expedition zu erzählen. Ein definitives Urtheil über die Endresultate zu fällen, ist jedenfalls noch verfrüht, aber nach dem, was mir Mr. Sclater über die Vögel und Oberst Godwin-Austen über die Landschnecken mittheilte, sowie nach meinem eigenen Einblick in die Pflanzensammlung darf ich, wie ich glaube, mit ziemlicher Sicherheit die Behauptung aufstellen, dass die Resultate ein ganz hervorragendes Interesse erregen werden. Was die Expedition geleistet hat, ist nur ein Bruchtheil von dem, was dort ausgeführt werden kann. In Anbetracht der Kürze unseres Aufenthaltes auf der Insel hielt ich es für angemessener, einen möglichst grossen Flächenraum einer flüchtigen Untersuchung zu unterziehen, um so eine repräsentirende Sammlung zu bekommen, als die sorgfältige Durchforschung eines beschränkten Gebietes in's Auge zu fassen. Bei solchem Vorgehen bereisten wir viel ödes Land, und manche üppige und fruchtbare Stellen konnten nur flüchtig besucht werden. Ganz besonders befinden sich zwischen den Bergen der Haggier - Kette Thäler, welche eine sorgfältige und durchgreifende Untersuchung reich belohnen würden. Unsere Expedition darf nur als vorläufige angesehen werden, denn ich bin überzeugt, dass jeder Sammler, welcher die Insel besuchen wird, eine reiche Ernte heimbringen wird.

Sollte später nochmals eine Expedition nach Socotra entsendet werden, so wäre es gut, den Zeitpunkt ihrer Ankunft so zu wählen, dass sie die letzten Monate im Jahre und die ersten des folgenden auf der Insel verweilen kann. Unsere Expedition kam in zu vorgeschrittener Jahreszeit dort an, denn vor unserer Abreise war die Hitze bereits so intensiv, dass wir nicht so fleissig bei der Arbeit sein konnten wie in unseren Wünschen lag. Künftige Expeditionen mögen gleichzeitig ihre Aufmerksamkeit auf die geographischen Verhältnisse der Insel richten, von welchen wir jetzt nur eine sehr ungenaue Kenntniss haben. Die Karte,

welche auf Wellsted's Beobachtungen beruht, ist die einzig brauchbare, und auch diese ist so unvollständig und ungenau, dass sie dem, der diese Insel bereist, kaum etwas hilft.

Zum Schluss habe ich die angenehme Pflicht, der Commission für ihre Beihülfe meiner und meiner Reisegefährten herzlichsten Dank auszusprechen. Derselbe Dank gebührt General Loch, C. B., Major Goodfellow, Dr. Hay, Capt. Heron R. N., und den Officieren auf I. M. S.,,Seagull", sowie den Officieren des Depeschenbootes ,,Dagmar" für die freundliche Art, wie sie alle sich bemühten, der Expedition einen Erfolg zu sichern.

3. Über die von Professor I. B. Balfour auf Socotra gesammelten Vögel. Von P. L. Sclater, M. A., Ph. D., F. R. S., und Dr. G. Hartlaub, F. M. Z. S. ').

Die Sammlung enthält 124 Exemplare in Bälgen und 2 in Spiritus. Sie repräsentiren 36 Species, die sich folgenden 9 Ordnungen einreihen:

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Von diesen scheinen 7 Arten Passeres neu zu sein 2). 1. Passeres. Cisticola incana, sp. nov., Drymoeca haesitata, sp. nov., Saxicola isabellina, Cretschm., Saxicola montana, Gould, Anthus sordidus, Rüpp., Motacilla alba, L., Budytes flavus, L., Lanius uncinatus, sp. nov., Zosterops habyssinica, Heuglin, Cinnyris Balfouri, sp. nov., Passer insularis, sp. nov., Rhynchostruthus socotranus, gen. et sp. nov., Emberiza septem-striata., Rüpp., Amydrus Blythi, Scl., Amydrus frater, sp. nov., Corvus umbrinus, Hedenb., Pyrrhulauda melanauchen, Cab.

2. Picariae. Centropus superciliosus, H. et Ehr. 3. Accipitres. Neophron percnopterus, L., Falco peregrinus, Tunst., Tinnunculus alaudarius, Gm.

4. Herodiones. Ardea gularis, Bosc., Platalea leucerodia, L.

5. Anseres. Querquedula crecca, L. 6. Columba e. Treron waalia, Gm., lensis, L.

Turtur senega

7. Gallinae. Coturnix communis, Bonn.

8. Limicolae. Cursorius gallicus, Gm., Aegialitis curonica, Beseke, Aegialitis cantiana, Lath., Totanus canescens, Gm., Tringoides hypoleucus, L., Gallinago gallinago, L., Dromas ardeola, Payk.

9. Gaviae. Larus affinis, Reinhardt, Sterna Bergii, Licht.

1) Proceedings of the Zoological Society of London, 18. Jan. 1881. 2) Vier dieser neuen Species sind in colorirten Abbildungen beigegeben.

Aus der Untersuchung der Sammlung ergiebt sich sofort, dass Socotra, wie vorauszusetzen war und soweit man nach seinen Vögeln urtheilen kann, derselben Fauna angehört wie das nordöstliche Afrika. Die Insel ist jedoch lange genug vom Cap Guardafui getrennt, um die Differenzirung einer gewissen Anzahl Arten zu gestatten, wenn diese nicht später in dem ornithologisch sehr unvollkommen bekannten Somali- Lande aufgefunden werden, was nicht unwahrscheinlich ist.

Lässt man in der vorstehenden Liste alle die Vögel ausser Acht, welche nicht zu den Passeres, Picariae und Columbae gehören, weil sie eine sehr weite Verbreitung haben, so finden wir von den 20 Vögeln dieser drei Ordnungen alle mit Ausnahme von 7 in Heuglin's ,,Ornithologie Nordost-Afrika's erwähnt. Von diesen 7 sind 6, soweit bis jetzt bekannt, neue und der Insel eigenthümliche Species; eine jedoch eine westasiatische Art, obwohl sehr nahe verwandt mit einer in Nordost-Afrika häufig vorkom menden Form. Von den 6 neuen Species scheint eine generisch von allem bis jetzt bekannten verschieden zu sein doch möchten wir glauben, dass Rhynchostruthus auf Cap Guardafui gefunden werden wird. Die anderen fünf gehören zu Geschlechtern, die in Nordost-Afrika heimisch sind. 4. Einige andere zoologische Ergebnisse 1).

Von den Ausarbeitungen über die zoologischen Sammlungen der Expedition waren ausser dem soeben erwähnten ornithologischen Bericht bis Ende Mai folgende erschienen:

Mr. Butler, On the Lepidoptera collected in Socotra by Prof. I. B. Balfour. (Proceedings of the Zoological Soc. 1881, p. 175.)

Lieut.-Colonel Godwin-Austen, On the Land-shells of the Island of Socotra. (Ebenda, p. 251.)

Dr. Günther, Descriptions of the Amphisbaenians and Ophidians collected by Dr. B. Balfour in the Island of Socotra. (Ebenda, 5. April 1881.)

W. T. Blanford, On the Lizards collected by Prof. B. Balfour in Socotra. (Ebenda, 5. April 1881.)

Von den 13 Schmetterlings - Arten der Sammlung erwiesen sich 7 als neu, und von diesen sind verwandt eine mit Species der Comoro-Inseln, eine mit solchen von Südaber west-Afrika, eine dritte mit solchen von Zanzibar, zwei andere mit arabischen Formen.

Die Landmuscheln bilden eine schöne und vieles Neue bietende Sammlung, sie sind im Ganzen von afrikanischem und arabischem Typus, doch zeigen wenigstens die Cyclostomaceae mehr den letzteren. Godwin-Austen ist der Meinung, dass die Landmuscheln von Socotra auf einen vormaligen Zusammenhang dieser Insel mit Madagascar hin

') Nach,,Nature", 26. Mai 1881.

deuten, und stellt die Vermuthung auf, dass Socotra, die Seychellen, Madagascar und Rodriguez die Überbleibsel einer alten, mehr nach Ost vorgeschobenen Küstenlinie des Indischen Oceans seien, die sich nördlich auch an Arabien angeschlossen habe.

Die Reptilien sind zum Theil verwandt mit Formen der Mittelmeer-Länder, Arabiens und Palästina's, zum Theil

aber auch mit solchen des östlichen und westlichen tropischen Afrika. Von den 6 Eidechsen-Arten sind 3 neu.

Die Käfer - Fauna der Insel, soweit sie sich nach den 24 gesammelten Arten erkennen lässt, ist nach Ch. 0. Waterhouse eine deutlich afrikanische. Auch von diesen 24 Arten waren die Hälfte neu.

Der Irawaddy oberhalb Bamo

nach der Aufnahme eines indischen Geometers im J. 1879-80.
(Mit Karte, s. Tafel 14.)

Im vorigen Hefte wurde S. 248 bei Gelegenheit der Kreitner'schen Erkundigungen über den oberen Irawaddy eine Notiz aus dem Londoner Athenaeum vom 24. Mai d. J. angeführt, welche eine kurze vorläufige Nachricht über die Bereisung des Irawaddy oberhalb Bamo durch. einen Sendling der indischen Landesvermessung brachte. Diese Nachricht war einem Berichte von Capt. J. E. Sandeman in Major-General Walker's ,,General Report of the operations of the survey of India 1879-80", Calcutta 1881, entnommen, und bald darauf hatte unser berühmter Fachgenosse E. Ravenstein in London die Güte, uns nicht nur Auszüge aus diesem Sandeman'schen Berichte, sondern namentlich auch eine Durchzeichnung der dazu gehörenden Karte zu übersenden, da uns die Original-Publication selbst nicht zu Gebote stand.

Wie schon jene Notiz im Athenaeum es aussprach, machen diese neuen Aufschlüsse über den oberen Irawaddy es sehr wahrscheinlich, dass Wilcox, wie er behauptete, das Quellgebiet des Flusses besucht hat, sie fallen für die gebräuchliche Annahme und kartographische Darstellung in die Wagschale gegenüber der neuerdings wieder von R. Gordon in Rangun vertretenen Hypothese von dem Zusammenhang des Irawaddy mit dem tibetanischen Sanpo. Aber auch abgesehen von der Beziehung auf die gerade in neuester Zeit wieder in den Vordergrund getretene Streitfrage über die Herkunft des Irawaddy hat die Sandeman'sche Karte als erste correcte Darstellung des Flusslaufes oberhalb Bamo bis jenseits der Confluenz seiner beiden Hauptquellarme einen bedeutenden Werth für die Topographie Asiens, und wir beeilen uns daher, mit Benutzung der erwähnten Durchzeichnung, diese neue Frucht der Verwendung Eingeborener zu geographischen Forschungen unseren Lesern vorzulegen. Die Karte enthält nur Originalmaterial und ist nach dem Feldbuch des Reisenden von Capt. Sandeman zusammengesetzt. Capt. J. E. Sandeman, der die Aufsicht über die Katasteraufnahme des Hanthawaddy-Bezirks in Burma führte, Petermann's Geogr. Mittheilungen. 1881, Heft VIII.

wurde 1879 von der Direction der indischen Landesvermessung ersucht, einen im Aufnehmen gebildeten Eingeborenen nach dem oberen Irawaddy zu schicken. Dieser Mann, der als Explorer A-a bezeichnet wird, verliess mit zwei Gefährten Rangun am 17. October 1879 im Dampfer und erreichte zu Anfang November Bamo, wo seine Arbeiten beginnen sollten. Die zum Ausgangspunkt genommene Position von Bamo ist die von Capt. Bowers, Mitglied der Anderson'schen Yünnan - Expedition, 1868 bestimmte, 24° 16' N. Br. und 96° 53' 47" Östl. L. v. Gr.

Bis Kacho 1) reisten die Forscher zu Kahn auf dem Flusse selbst, weiterhin aber zu Land.

Auf der nächsten Strecke oberhalb Bamo zwängt sich der Fluss mit gewaltiger Strömung und stellenweise nur 600 Fuss breit durch die Kyouk-twin, d. h. Felsenenge; beide Ufer werden bis nach Pagan von Poons bewohnt, und schöne Teak-Wälder beginnen bei Tha-pan-bin sich auszubreiten. Jenseits der Felsenenge kommt man auf die breite Ebene bei der Insel Hnote-cho-kyoon und oberhalb dieser, wo sich immer noch Teak-Wälder vorfinden, zu dem Stamm der Shan Kadoos, die zusammen mit Kachins die 25 Häuser von Ayeing-dama bewohnen. Bei dieser alten,

einst volkreichen Stadt sieht man noch die Reste eines Forts.

Schon bevor man Ayeing-dama erreicht, passirt man die Mündung des von Osten kommenden Flusses Poot-tay, wo eine Breitenbestimmung 24° 53' 20" ergab, und auf der entgegengesetzten Seite diejenige des Mogoung-choung, der aus einem See kommen soll. Jenseits Ayeing dama wurde eine Breitenbestimmung beim Dorfe Haw-ka (25° 5' 37") und sodann bei Kacho (25° 19' 29") ausgeführt. Das letztere Dorf liegt ca 1000 engl. Fuss über dem Meeresspiegel, es wird in 80 Häusern von Shan Kadoos bewohnt, war aber in früheren Zeiten eine wichtige Stadt.

1) Um mit der Karte in Übereinstimmung zu bleiben, ist die englische Schreibweise der Namen überall beibehalten: ch= tsch, oo u, ee i &c.

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Das auf einer benachbarten Insel gelegene Zee-gyoon zählt etwa 50 Häuser und das ebenfalls ganz nahe bei Kacho gelegene Maing-maw, früher eine bedeutende Stadt, ist zu einem Dorfe von 25 Häusern herabgesunken.

Bald nach Antritt der Landreise wurde beim Dorf Maingna, 16 miles nördlich von Kacho, die burmesische Grenze überschritten. Bildeten bis dahin die Kadoos die Hauptbevölkerung, so betrat man nun das ausschliessliche Gebiet der Kachins oder Kansa Kachins, die keinen Tribut an Burma zahlen. Zwei Tage später erreichten die Reisenden das Dorf Pouk-san-poon, in dessen Nähe, 5 miles gegen Nordwest, sich die beiden Arme des Irawaddy vereinigen. Der westliche Arm, Maleeka, war 500 Schritt breit und ziemlich angeschwollen, wogegen der von Stromschnellen durchsetzte Ostarm, Meh-ka, nur 100 Schritt breit war und keine Schwellung zeigte. Die Eingeborenen erklärten die

Anschwellung des westlichen Arms durch das Schmelzen des Schnees in der Nähe seiner Quellen.

Der Ostarm soll durch zwei Quellflüsse gebildet werden. Der eine kommt von Osten aus dem Noungsa-See und wird deshalb auch In-myit, d. h. Seefluss, genannt, der andere von Norden aus den 6 Tagereisen (60 miles) nördlich von Mo-goung-poon sich erhebenden Hügeln. Der Westarm soll 23 Tagereisen von Kacho im Kantee-Lande entspringen. Wahrscheinlich ist es der Fluss, den Wilcox 1827 erreichte (Researches of the Asiatic Soc. of Bengal, Vol. XVII, 1832). Kantee ist jedenfalls Wilcox's ,,Khanti".

Mo-goung-poon, im dicht bevölkerten Lande der Kanloung-Kachins, zwischen den beiden Quellflüssen des Irawaddy, bildete den Endpunkt der Reise, eine Breitenbestimmung ergab dort 26° 8′ 3′′. Am 2. April 1880 kamen die Forscher nach Rangun zurück.

Die Mission Flatters.

Von Gerhard Rohlfs.

Ein entsetzliches Unglück hat sich in diesem Jahre in der Sahara zugetragen, wie es grösser und blutiger in den Annalen der afrikanischen Entdeckungsgeschichte nicht verzeichnet steht. Der Oberst Flatters ist mit seiner ganzen so sorgfältig ausgerüsteten, so gut zusammengesetzten und vortrefflich bewaffneten Expedition ermordet, vernichtet worden. Die Hoffnungen, welche Frankreich, ja die ganze gebildete Welt auf die Erforschung dieses Theiles der Sahara gesetzt hatte, sie liegen nun begraben im Sande der grossen Wüste. Denn, wenn auch in erster Linie die Franzosen von Erbauung einer Eisenbahn quer durch die Sahara zu profitiren dachten, so käme doch der ganzen civilisirten Welt eine solche Anlage zu Gute. Hat nicht von dem Canal von Sues, gebaut von einem Franzosen, ausgeführt zumeist von den Franzosen, die ganze Welt Nutzen gezogen? Und wenn es jetzt dem grossen Lesseps gelingt, den Canal von Panama zu vollenden, existirt diess Werk dann nicht zum Frommen und Heil der ganzen Menschheit?

Verzweifeln wir aber nicht. So viele Märtyrer auch schon ihr Blut für Afrika verspritzt haben, immer neue sind bereit ihr Leben einzusetzen; ein Land nach dem anderen wird erschlossen, ein Culturwerk nach dem anderen vollbracht, und wenn die jetzige Generation den Bau einer transsaharischen Bahn nicht erlebt, so ist mit Zuversicht vorauszusagen, dass sie einst wird gebaut werden.

Oberst Flatters setzte nicht zum ersten Male seinen

Fuss auf afrikanischen Boden, als er 1880 sein Vaterland verliess, um das Commando über jene Expedition zu übernehmen, welche für ihn und alle die ihn begleiteten, so verhängnissvoll werden sollte. Aus dem Collége royal de Laval hervorgegangen, widmete er sich dem Wehrstande und im 3. Regimente der Zouaven erfocht er auf afrikanischem Boden seine ersten Lorbeeren.

Es ist nicht zu verwundern, dass ein so intelligenter Officier, stationirt in Algerien, bald genug Theil nahm an einer der brennendsten Fragen der französischen Colonie, der Errichtung einer Bahn, um die beiden schönen Besitzungen, Senegal und Algerien zu verbinden. Als nach den vorbereitenden Reisen von Joubert, Dourneaux-Duperré, Soleillet, Largeau und Duponchel der Unterrichtsminister 600 000 frcs. als Subvention der ernsteren Vorarbeiten forderte und die französischen Kammern diese Summe selbstverständlich bewilligt hatten denn für den Unterhalt des Militärs und die Vergrösserung ihres Gebietes ist noch nie von den Franzosen Geld verweigert worden, fingen die praktischen Studien vom Senegal und von Algerien zu gleicher Zeit an, und bald gesellte sich den in Algerien thätigen Herren Dérotrie, Robin Clavenade, Bailles, Pouyanne, Sabathier, de Choisy u. A. auch Oberst Flatters bei, dem eine eigene grossartige Expedition übertragen wurde.

Die Karawane des Oberst setzte sich das erste Mal aus 106 Personen zusammen; aber von diesen waren nur 21 Franzosen. Die Expedition verfügte über 15 Pferde

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