Зображення сторінки
PDF
ePub

unter dem 10. September 1555 an Philipp II. gerichteten Briefe die richtige ist. Es wird hier der erste Januar als Schlachttag angegeben, was vorzüglich zu der Aussage eines anderen Dokumentes (des citierten anonymen Briefes) stimmt, wonach Valdivia von Concepcion,,vier oder fünf Tage vor dem Weihnachtsfeste" fortritt. Auch stimmt es, dass der 31. Dezember ein Sonntag war.

Doch kehren wir nun zu unserem Gefangenen zurück, welcher gefesselt die Nacht im Lager der Araucanen zugebracht hatte und Zeuge des Trinkgelages gewesen war, womit dieselben den Sieg über ihre grausamen Bedrücker und Räuber gefeiert hatten. Am Morgen des 2. Januar schritten sie zur Opferung des Gouverneurs. Sie schnitten. ihm mit ihren erbärmlichen, aus Seemuscheln verfertigten Messern die Arme ab, lösten die Knochen aus denselben und machten vor seinen Augen Kriegsflöten aus denselben. Das Fleisch der Arme brieten sie leicht, brachten es unter die Nase des unglücklichen Feldherrn und verzehrten es dann in seiner Gegenwart. Nach dem Briefe des Cabildo lebte Valdivia drei Tage, ehe er vor Schwäche und Blutverlust starb. Es ist aber als ziemlich sicher anzunehmen, dass der Tod viel früher eingetreten ist. In ähnlicher Weise wurden die übrigen Spanier, welche in die Hände der Araucanen gefallen waren, geschlachtet; ihre Köpfe wurden auf Lanzen gespiesst und im Lande herumgetragen. Der Kopf des Valdivia prangte vor dem Zelte des Lautaro und die Indianer verfertigten später eine Trinkschale aus dem Schädel desselben, aus der sie bei ihren Siegesfesten noch nach über hundert Jahren tranken. (Rosales.) Die Spanier versuchten oft, aber stets vergebens, diesen Schädel gegen reiche Geschenke von den Araucanen einzutauschen.

,,Das war das traurige Ende des berühmten Eroberers Pietro Valdivia, eines Mannes, der ohne Widerrede von seltenen Geistesgaben war, und dessen politische sowohl als militärische Talente ihn gleich sehr auszeichneten; bei allen seinen Kentnissen aber scheint es, dass der Geist der damaligen Ritterzeiten ihn zuweilen irre führte, und wahrscheinlicher Weise würde er in seinen Unternehmungen weit glücklicher gewesen sein, hätte er seine Macht mit grösserer Klugheit angewandt, und hätte er nicht die Einwohner von Chile ebenso leicht unterjochen zu können geglaubt, als seine Landsleute ehemals die Peruaner. Zum Ruhm des Valdivia gereicht es indessen, dass die Geschichte ihm keine Grausamkeiten vorwirft, die den übrigen Eroberern, seinen Zeitgenossen, mit Recht zur Last gelegt werden." So der Nachruf, welchen der Abate G. Ign. Molina (1. c. lib. III, cap. 2) dem Eroberer von Chile widmet. Aus dem letzten der citierten Sätze dieses Nachrufes wird der kundige Leser ersehen, wie schlecht die Quellen waren, welche Molina zu seiner „,Saggio sulla storia" benutzen konnte. Hätte er nur einige Briefe des Valdivia an Carl V. gesehen, so würde er ein gerechteres Urteil gefällt haben.

[ocr errors]

Dagegen schreibt Gongora de Marmolejo (l. c. cap. 14): „Dies *) war das Ende, welches Pedro de Valdivia, ein tapferer und bis zu dieser Zeit vom Glücke begünstigter Mann nahm.“ ,,Valdivia war als er starb 56 Jahre alt, er war ein Mann von guter Gestalt, von heiterem Gesichtsausdrucke, mit grossem, zu seinem, in der letzten Zeit feist gewordenen, Körper passenden Kopfe. Er war breitschulterig und hatte eine gewölbte Brust. Er war ein Mann von gutem Verstande, obgleich er nicht fein in seinen Worten war; er war freigebig und verteilte seine Geschenke in huldvoller Weise. Seit er ein grosser Herr geworden, gab er mit grosser Genugthuung was er hatte; er war grossmütig in allen Dingen, liebte es gut und kostbar bekleidet zu gehen und gut zu essen und zu trinken; er war leutselig und menschlich gegen Alle, aber er hatte zwei Eigenschaften, wodurch er alle diese Tugenden verdunkelte er verabscheute die Männer von edeler Abkunft und lebte in wilder Ehe mit einem spanischen Weibe, dem er sehr zugethan war."

Marmolejo macht das Verhältnis zu der Inez Suarez dem Valdivia mit Recht zum Vorwurfe, da er seit 1535 von seiner Ehefrau getrennt lebte, die er in Spanien zurückgelassen hatte. Dieselbe lebte in sehr dürftigen Verhältnissen, obgleich ihr Valdivia zuweilen eine kleine Geldsumme sandte, die aber häufig nicht in die Hände seiner Frau, der Doña Marina Ortiz de Gaete gelangte. Valdivia forderte seine Ehefrau aber niemals auf nach Chile zu kommen. Als Alderete in Spanien war und Doña Maria von der hohen Stellung erfuhr, welche ihr Gemahl in Chile erreicht hatte, beschloss sie demselben zu folgen. Als sie Mitte 1554 in Nombre de Dios landete, erhielt sie die Kunde von dem schrecklichen Tode ihres Gatten. Valdivia hinterliess keine Kinder.

Ich will diese Arbeit mit dem Urteile schliessen, welches Diego Barros Arana über den ersten und wahren Eroberer seines Vaterlandes fällt. Er schreibt:,,Vom moralischen Standpunkte aus kann der Geschichtsschreiber nicht umhin, streng über Valdivia abzuurteilen. Betrachtet man ihn aber im Vergleiche zu der grössten Anzahl seiner Zeitgenossen, so muss er als einer der geschicktesten, kühnsten und grössten unter den Eroberern Amerika's geschätzt werden."

*) d. h. das oben im Texte von mir nach Marmolejo und D. Barros A. erzählte. Molina folgt, ebenso wie Gay und andere bereits angeführte Historiker, der Erzählung des Ercilla über den Tod Valdivia's.

II.

Die Expedition des General Victorica nach dem GranChaco (Argentinien).

Vom Capt. J. Rohde.

(Hierzu eine Karte, Taf. I.)

I. Einleitung.

Der Kriegsminister der Argentinischen Republik, General Dr. Benjamin Victorica hat ein verdienstvolles Werk glücklich zu Ende geführt, er hat die geheimnisvolle Wildniss, den Gran-Chaco von den Indianern gesäubert und dem Handel und dem Ackerbau, dem Fortschritt und der Wissenschaft erschlossen. Aus diesem Grunde hegten wir den Wunsch in einer deutschen Zeitschrift eine kurze Übersicht über den verflossenen Feldzug veröffentlicht zu sehen. Unsere Angaben stützen sich sämtlich auf offizielle Daten, deren Richtigkeit, ebenso wie die auf der beigegebenen Karte (Taf. I)*) wir verbürgen.

Wenngleich sich die unmittelbaren praktischen Ergebnisse dieses neuesten Kampfes der Civilisation gegen die Barbarei noch nicht völlig übersehen lassen, wenigstens nicht in ihrer ganzen Grösse, und es daher der Zukunft überlassen bleiben muss, dieselben nach Gebühr zu würdigen, so ist doch die hervorragende Bedeutung der Expedition für die fortschreitende Entwickelung Argentiniens unverkennbar, und dem General Victorica diejenige Anerkennung zu zollen, welche sein unermüdliches Streben und seine rastlose Energie thatsächlich verdienen.

Man hat wiederholt die Chaco-Expedition mit dem 1879 vom General Roca so glänzend durchgeführten Zuge nach dem Rio Negro verglichen, und in der That haben beide Unternehmungen viele Berührungspunkte mit einander gemein. Wie damals, so handelte es sich auch jetzt weniger darum, den vorhandenen Wilden blutige Schlachten zu liefern, als eine unbekannte, geheimnisvolle Wildnis der Civilisation

*) Zahlreiche Namen von Lokalitäten, welche auf der uns zugesandten Originalkarte des Gran-Chaco (M. 1:800000) eingezeichnet sind, mussten auf unserer im M. 1:2500000 reducierten Karte der Deutlichkeit wegen ausgelassen werden. Sagen doch die Herrn Verff. selbst (S. 65), dass die Mehrzahl derselben nur Bezeichnungen von Lokalitäten sind, welche sich durch irgend eine natürliche Eigenschaft bemerkbar machen, z. B. von Weideplätzen, Lichtungen, stehenden Wasserflächen, Furten etc. Aus diesem Grunde haben wir uns darauf beschränkt, nur die Namen der projektierten oder bereits gegründeten Niederlassungen und der Militärstationen im Chaco, sowie die der Hauptorte in den umgebenden Provinzen auf unserer Karte einzuzeichnen.

Red.

zu erschliessen. Nicht kriegerischer Ruhm noch glänzende Waffenthaten waren es, denen General Roca und General Victorica nachgingen, vielmehr bestand ihr vornehmster Ehrgeiz in einem wie im anderen Falle darin, dem Vaterlande Tausende von Quadratmeilen fruchtbaren Landes als Morgengaben zu Füssen zu legen und die bisherigen Herren jener Einöden ohne viel Blutvergiessen den gemeinsamen Gesetzen zu unterwerfen.

Wie immer bei allen grossen Unternehmungen hat es auch dieses Mal nicht an Leuten gefehlt, welche die Bedeutung des Chaco-Feldzuges zu verkleinern und die Verdienste des General Victorica herab zu setzen suchen. Doch alle diese Stimmen werden vor der Logik der schlagenden praktischen Errungenschaften verstummen müssen. Diese sind so bedeutend, dass jeder einsichtsvolle und denkende Mann dem General Victorica für die geschickte Durchführung seiner grossen Idee die wärmste Anerkennung zollen muss, wie dieses schon von Seiten Sr. Excellenz des Präsidenten der Republik durch das Telegramm geschehen ist, welches wir als besten Beweis der weit über die Grenzen Argentiniens hinausgehenden Bedeutung des Chaco-Feldzuges und als Schluss dieser einleitenden Worte hier wiedergeben. lautet:

Es

,,An den Herrn Kriegsminister General Victorica." ,,Ich habe mit dem grössten Interesse die drei Telegramme gelesen, in welchen E. Excellenz nach Mitteilung der letzten Nachrichten über die Expedition, anzeigen, dass Sie beschlossen haben, den Feldzug als beendet zu bezeichnen, welcher mit so vorzüglichem Ausgang von E. Excellenz geleitet ist. Mir ist es angenehm, nochmals versichern zu können, dass ich allen von E. Excellenz getroffenen Massregeln meine völlige Genehmigung.gebe, wiederhole auch gleichzeitig meine Glückwünsche für die erzielten Resultate, und für den Takt, die Sicherheit und die Präcision, mit welchen die Operationen ausgeführt sind und Dank denen unsere Armee zum ersten Mal diese ungeheure, bisher kaum bekannte Wildnis nach allen Richtungen durchkreuzt, und diese jetzt definitiv dem aktiven Kapital einverleibt worden ist, mit welchem die Republik rechnet. Sante-Fé, Santjago und Cordoba sind vom Indianer erlöst, diesem Erbfeinde seit Jahrhunderten, welcher die Kolonisten so wie die Viehzüchter hinderte, die schönsten Landstrecken auszunutzen, und jeder Entwickelung dieser Provinzen nach dem Chaco. hin hemmend entgegen trat."

,,Auch Corrientes, Salta und Iuguy können sich jetzt über die Wildnis hin die Hand reichen und gegenseitig ihre Produkte austauschen auf Wasser- wie auf Landstrassen. Die trefflichen Dispositionen, welche E. Excellenz genommen, um auf würdige Weise die militärische Besitznahme des Chaco zu sichern, beweisen wieder einmal, dass der Argentinische Soldat den Boden, welchen er erobert, nicht

der Verwüstung preisgiebt, sondern vielmehr darauf hinstrebt, dem Pflug die Stelle des Schwertes abzutreten. Das ganze Land hat mit regem Interesse den Verlauf der Expedition verfolgt, und können E. Excellenz versichert sein, dass dieser Feldzug als einer der nützlichsten und verdienstlichsten angesehen wird, welcher je unter dem Schutze unseres Banners ausgeführt wurde, jenes Banners, welches heute souverän vom Kap Horn bis zum Pilcomayo flattern kann und selbst in den vorgeschobensten Posten unserer Territorien überall die fruchtbringenden Fussstapfen unserer Nationalarmee vorfindet.“

,,Sowohl E. Excellenz, wie die Stabsoffiziere, Offiziere und Soldaten, welche unter E. Excellenz Oberbefehl an dem Feldzuge teilnahmen, haben sich um ihr Vaterland verdient gemacht und muss dies Allen zur reinsten und edelsten Befriedigung dienen."

II. Allgemeines.

gez. Julio A. Roca.

Das Wort Chaco kommt aus dem Guarani und bedeutet Treibjagdfeld. Der für die ganze Gegend angenommene Name „GranChaco" beweist also, dass die Indianer dort vorzügliche Jagdgründe vorfanden.

Die Grenzen des Chaco sind im Norden die Republik Bolivia, im Osten der Paraguay-Fluss, im Westen und Süden die Argentinischen Provinzen Juguy, Salta, Santiago del Estero, Santa Fé und Corrientes. Übrigens ist zu bemerken, dass das Gebiet der angrenzenden Provinzen noch nicht bestimmt abgegrenzt ist.

Der Census giebt das Areal des Chaco auf 621 000 Quadratkilometer an, Herr Burmeister schätzt dasselbe auf 5400 deutsche geographische Quadratmeilen und die planometrische Messung früherer Pläne ergiebt 6500 deutsche geographische Quadratmeilen. Nach neueren Bestimmungen ist jedoch ein Teil des Chaco an die benachbarten Provinzen abgegeben; so hat Santa Fé 720 Quadratmeilen (legua à 5 Kilometer) und Santiago del Estero 650 Quadratmeilen erhalten. Nach Abzug dieser Strecken zählt der Chaco central 4329 Quadratmeilen und Chaco austral 6282 Quadratmeilen, also der ganze Argentinische Chaco 10611 Quadratmeilen oder 265 275 Quadratkilometer.

Doch nicht so sehr seiner Ausdehnung wegen, als vielmehr infolge seines überaus fruchtbaren Bodens und seines Reichtums an Produkten aller Art ist der Chaco das wichtigste Bundesterritorium Argentiniens und wird unzweifelhaft in kurzer Frist der Zielpunkt von tausenden von Einwanderern sein.

Durch die Flüsse Bermejo und Pilcomayo wird das Chaco-Gebiet in drei Teile geschieden; den westlich und südlich des Bermejo gelegenen Teil nennt man Chaco austral, den zwischen dem Bermejo und Pilcomayo gelegenen Chaco central und den nördlich und öst

« НазадПродовжити »